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Samstag, 20. April 2024
Wie ein Märchen aus längst vergangenen Tagen

Na dann, Halleluja!

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 10.12.2017 | |  Archiv
Was da heutzutage abgeht, hat doch nichts mehr mit dem Geist von Weihnachten zu tun - oder? Was da heutzutage abgeht, hat doch nichts mehr mit dem Geist von Weihnachten zu tun - oder?

Es ist der völlige Wahnsinn! Black Friday, Cyber Monday und wie diese Sonderverkaufstage alle heißen, sind vorbei und obwohl ich nicht mitgeshoppt habe, fühle ich mich auf Grund dieser massiven, über Tage und Wochen auf Verbraucher laut einprügelnden, auf allen Kanälen getrommelten Werbeflut, wie erschlagen …

 

Jetzt wo all die Schnäppchen-Rabatt-Schlachtgesänge ausgeklungen sind, fühle ich mich ausgebrannt und leer … Hinterlassen hat dieses Preismassaker eine scheinbar teils verstörte stationäre Handelslandschaft und auf Seiten der Konsumenten den Glauben, dass all die tollen Produkte nichts wert sind. Ich wurde in der U-Bahn Zeugin eines Gespräches, bei dem einer zum anderen sagte: „Ich habe im Internet einen Fernseher 700 Euro unter dem vom Hersteller angegebenen Preis gekauft, und der verdient dabei noch immer etwas – sonst wäre er doch blöd! … Jetzt kannst Du Dir vorstellen, was die Händler im Geschäft normal mitschneiden an den Geräten. Da soll noch einmal einer jammern …!“

Jetzt herrscht Stille. Aber keine der besinnlichen Art, sondern eine entkräftete, ausgezehrte. Und da soll Weihnachtsstimmung aufkommen? Experten sagen, dass Black Friday & Co. „das Weihnachtsgeschäft einläuten“. Meiner Meinung nach verdrängen sie es viel eher, als dass sie es „einläuten“, denn wer hat jetzt, nach dieser Shoppingorgie, bei der die Leute rafften, als gäbe es kein Morgen (wie ein großer Onlineplayer sagte) noch Lust auf Einkaufen?

Ich finde es so schade. Ich meine, X-Mas-Shopping war früher auch schon stressig. So ein Adventsamstag in der SCS oder auf der Mariahilfer Straße kam einem Spießrutenlauf gleich und danach war man mehr erledigt und erschöpft, als entspannt – allerdings nur für diesen einen Shoppingtag, und danach machte sich wieder Weihnachtstimmung breit. Aber was da heutzutage abgeht, hat doch nichts mehr mit dem Geist von Weihnachten zu tun – oder? Es ist wie eine Seuche, die unsere Konsumgesellschaft für eine Woche befällt. Die Leute haben statt Hirn, nur mehr Rabatt-, Minus-Prozent- und Euro-Zeichen im Kopf, und befinden sich (ähnlich wie Vampire im Blut-) im kollektiven Kaufrausch. Anders kann ich mir nicht erklären, dass so viel Schei… zusammengekauft wird (beim größten heimischen Onlineplayer zählten am Black Friday u.a. Puma-Herrenunterhosen und Vibroshaper zu den meistgekauften Artikeln. Solche Dinge legt man doch nur Menschen unter den Baum, die man im Grunde nicht leiden kann.)

Ich hoffe, es findet ein Umdenken statt! Ich wünsche mir, dass die Leute zurückfinden zu einem nicht mehr so „schnäppchenraff- und preisdrück-orientierten“ Weihnachten. Klar gehören Geschenke dazu, darüber freut sich jeder. Ich wünsche mir jedoch den alten Weihnachtswahnsinn zurück. Den, wo man sich in überfüllten Einkaufsstraßen, dicht gedrängt zwischen zwei Geschäften an einem Punsch erwärmt und einem Drehorgelspieler lauscht, wie er ‚Oh, Tannenbaum‘ dudelt. Diese Art Konsum-X-Mas-Wahnsinn scheint angesichts des heutigen Horrors, wie ein Märchen aus längst vergangenen Tagen. Ich wünsche es mir zurück! Doch das wird voraussichtlich nicht passieren, denn wie ich gehört habe, ist „Green Monday“ auf dem Weg über den Atlantik zu uns. Das nächste vom US-amerikanischen Handel ins Leben gerufene Rabattmassaker, das traditionell am zweiten Montag im Dezember „gefeiert“ wird (deshalb auch der Beiname „Cyber Monday 2“). Die ersten heimischen Anbieter überlegen bereits laut, wie sie den Green Monday nächstes Jahr auch bei uns in Österreich marketingmäßig ausschlachten können … Na dann, Halleluja!

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