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Freitag, 29. März 2024
Suche nach den 1000 besten Standorten

RegioData: Studie zur Handelsexpansion in Österreich

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 10.02.2016 | |  Archiv
Die Handelsexpansion (hier nach Branchen) verläuft in Österreich weiterhin gedämpft – gesucht werden (fast) nur Bestlagen und kleinere Flächen. (©RegioData Research) Die Handelsexpansion (hier nach Branchen) verläuft in Österreich weiterhin gedämpft – gesucht werden (fast) nur Bestlagen und kleinere Flächen. (©RegioData Research)

Nachdem sich die Expansion der filialisierten Einzelhändler in den letzten Jahren stark eingebremst hat, beginnen sich nun wieder etwas mehr Unternehmen nach neuen Standorten umzusehen. Aber sie suchen ganz anders als früher: kleinere Standorte, nur mehr Bestlagen in Shopping Malls und Innenstädten und insgesamt deutlich weniger neue Flächen. Das Motto lautet „Qualität statt Quantität”, wie aus einer aktuellen Studie von RegioData Research hervorgeht.

RegioData Research hat aktuell 800 Filialisten befragt: Derzeit suchen 520 Einzelhändler und handelsnahe Unternehmen neue Standorte in Österreich. Diese Unternehmen planen heuer eine Expansion auf insgesamt etwa 1.000 neue Standorte. Das ist zwar etwas mehr als noch letztes Jahr, aber nur die Hälfte des langjährigen Durchschnitts.

Während die Expansionsabteilungen in früheren Jahren nicht so kritisch bei der Qualität neuer Standorte waren, wird nun sehr genau geprüft: Lage, Frequenz, Kundenpotenzial und Miet- und Nebenkosten. Hier sind Geschäftsflächen in Einkaufszentren bei weitem am beliebtesten: 376 der Unternehmen wollen in einem Shopping Center mieten, hingegen nur mehr 243 in einer innerstädtischen Handelszone – vor 3 Jahren war das Interesse noch etwa gleich stark. Für Fachmarktzentren interessieren sich gar nur mehr 119 Unternehmen, ein deutlicher Rückgang gegenüber den Jahren zuvor. Ziemlich Out sind derzeit Stand-Alone Lagen, aber auch Shop-In-Shop-Konzepte.

Mehr als die Hälfte der gesuchten Standorte wird von den drei Branchen Lebensmittel, Bekleidung, Systemgastronomie abgedeckt. Insgesamt planen 151 Vertriebslinien im Bekleidungshandel, 49 im Lebensmittelbereich und 45 in der Gastronomie in diesem Jahr eine Expansion.

Expansion in Österreich weiterhin stark eingebremst

Die Expansionsabsichten liegen heuer weiterhin stark unter dem Niveau der letzten 10 Jahre. Eineseits stagniert der stationäre Einzelhandel auf Grund des Onlinehandels und andererseits ist das Angebot an den gesuchten Bestlagen sehr gering, und wenn es gute Standorte gibt, sind die Mietkosten zu hoch, um Erträge zu erzielen. All das lässt die Einzelhandelsunternehmen bei der Schaffung neuer Standorte stark auf die Bremse treten. Aktuell werden nur mehr etwa 1.000 neue Standorte gesucht. Wenn man bedenkt, dass es sich in vielen Fällen um Ersatzstandorte handelt, also dass gleichzeitig ein anderer, nahegelgener Standort des Unternehmens geschlossen wird, und zudem auch viele nicht-filialisierte Unternehmen ihre Standorte aufgeben, kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass auch heuer die Gesamtanzahl der Handelsstandorte und auch die gesamte Verkaufsfläche weiter zurückgehen wird. Ein Trend, der seit etwa 2 Jahren besteht und eine weitere räumliche Konzentration des Handels bedeutet: Zweit- und drittklassige Lagen werden zunehmend unvermietbar und die Bestlagen in Einkaufsstraßen und Shopping Center können die Nachfrage nicht decken.
Spektakuläre neue Markteintritte wie in früheren Jahren (Primark, Forever 21, Dressmann, Nespresso-Cafe, etc.) sind für heuer nicht zu erwarten, trotzdem scheint sich die Vielfalt in der heimischen Handelslandschaft wieder etwas zu vergößern. Viele kleinere Vertriebslinien, etwa Monolabelstores im Sportartikelhandel (z.B. Schöffel), Bäckereien (z.B. Brezelkönig), Kosmetik (z.B. Kiko Milano, MAC) oder Dienstleistung (z.B. Perfect Nails) suchen Standorte.

Noch vor wenigen Jahren war die Größe eines Geschäftes wichtig, jetzt ist es die Flächenproduktivität. Baumärkte, die mehr als 10.000 m² groß sind, oder sogar Schuhgeschäfte mit mehreren tausend Quadratmetern Fläche werden nun nicht mehr gesucht. In Zeiten steigender Kosten achten die Unternehmen mehr auf einen guten Umsatz pro Fläche. Lieber einen etwas kleineren Standort, aber dafür in besserer Lage. Die meisten neuen Betriebstypen sind daher „um eine Nummer kleiner“. Dazu kommt, dass viele neue Player am Markt sehr kleine Flächen suchen, von der Saftbar über einen Brezelshop, kleine Schmuckgeschäfte oder Nagelstudios. Statistisch gesehen liegt die derzeit am häufigsten gesuchte Geschäftsgröße bei nur mehr 100 – 200 m².

Betrachtet man die Expansionsabsichten nach Branchen, zeigt sich der Bekleidungshandel als absoluter Spitzenreiter: Über 150 Vertriebslinien – um 13 mehr als noch im letzten Jahr – suchen Standorte; darunter sind die Marktführer wie Hennes & Mauritz und C&A genauso wie viele kleinere Monolabel-Stores, die bis dato noch über wenige Standorte in Österreich verfügen. Allen ist jedoch gemeinsam, dass die Expansion nur mehr sehr selektiv, also bei guten Angeboten an guten Standorten, betrieben wird. Ergibt sich keine gute Gelegenheit, wird eben nicht expandiert. Nur wenige streben eine rasche flächendeckende Expansion an. Als Beispiel hierfür ist die Vertriebslinie Dressmann der norwegischen Varner-Group zu nennen.
Im Lebensmittelhandel scheint der Standorthunger der Marktführer REWE, Spar und Hofer noch lange nicht gestillt zu sein, wie man aktuell an der Nachnutzung der Zielpunkt-Standorte erkennen kann. Allerdings kommen in Teilsegmenten (Biosupermärke, türkische Supermärkte) zusätzliche Interessenten dazu. Die Systemgastronomie sucht weiterhin intensiv nach leistbaren Standorten in Frequenzlage. Auch hier suchen die bereits etablierten wie etwa Burger King, Vapiano oder Akakiko und relativ neue Marktteilnehmer (z.B. Dunkin Donuts, O´Mellis Saftbar) nach passenden Expansionsmöglichkeiten. Generell ist zu beobachten, dass immer mehr filialisierte Unternehmen, die nicht direkt Einzelhändler, sondern handelsnahe Betriebstypen betreiben, wie etwa die Gastronomie, Friseure, Nagelstudios etc. Standorte suchen. Langfristig gesehen wird es daher zu einer Verschiebung des Branchenmix in den Handelszonen kommen: mehr Dienstleistung, weniger Handel. Nahezu keinerlei Expansionsabsichten bestehen derzeit bei Banken, Baumärkten und Wettcafes.

Die Studie „Wer expandiert in Österreich – Ausgabe 2016″ ist aktuell zum Preis von € 360,- (zzgl. 20% MwSt.) bei RegioData erhältlich.

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