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Donnerstag, 28. März 2024
Wenn Informationen einfach nicht zusammenpassen

Die Text-Bild-Schere

Hintergrund | Dominik Schebach | 27.01.2019 | Bilder | |  Archiv, Meinung

Dominik Schebach

Geht es Ihnen auch manchmal so. Sie lesen einen Text, sie hören ein Lied, aber die Bilder wollen so überhaupt nicht dazu passen. Dann sind sie  Opfer einer sogenannten Text-Bild-Schere geworden. Denn wenn mit dem Text und dem dazugehörigen Bild unterschiedliche oder gar widersprüchliche Inhalte transportiert werden, kann auch der aufmerksamste Leser ins Strudeln kommen. Widersprüchliche Informationen sind aber nicht nur für den Empfänger, sondern auch für den Sender höchst problematisch.

Die Text-Bild-Schere entsteht meist, weil das Bild andere Assoziationen als der dazugehörige Text auslöst. Und weil nicht nur ein Bild mehr sagt als 1000 Worte, sondern in der Regel auch als erstes vom Leser/Zuseher registriert wird, ist die Text-Bild-Schere auch so gefürchtet. Denn das Bild leitet den Leser/Zuseher im ersten Moment in eine andere Richtung und das kann der Text nur noch schwer einfangen. Wer z.B. eine Jubelmeldung über den 3:0 Sieg des österreichischen Nationalteams über die spanische Mannschaft unter dem Bild eines leeren, verregneten Stadiums findet, wird jetzt kaum patriotische Hochgefühle ob des historischen Ereignisses erfahren, sondern eher in einem Gefühl der absoluten Ratlosigkeit zurückbleiben. Da hilft auch keine besonders fette Überschrift mehr. Für den Empfänger ist das störend. Der Sender hat allerdings seine Chance vertan, um den Leser, Zuseher oder auch seinen unmittelbaren Kommunikationspartner mit seiner Botschaft zu erreichen.

Selten ist die Text-Bild-Schere so offensichtlich wie hier. Für Irritationen sorgen widersprüchliche Botschaften dennoch.

Glücklicherweise sind solch extreme Beispiele der Text-Bild-Schere wie oben leicht zu erkennen und damit auch mit ein wenig Aufmerksamkeit schnell aufzulösen. Das Interessante ist allerdings, dass die Text-Bild-Schere nicht auf die News-Medien beschränkt ist. Wer schon einmal erlebt hat, wie ein guter Schauspieler das Eine sagt, aber mit seiner Körpersprache eine total konträre Botschaft sendet, kennt vielleicht dieses Gefühl der gesteigerten Irritation. In diesem Fall ist die Text-Bild-Schere besonders fies, weil der Widerspruch meistens nur im Unterbewusstsein wahrgenommen wird und beim Empfänger eine fast körperliche Abneigung hervorruft, es uns gleichsam die Haare aufstellt. – Während wir noch immer versuchen, den gesprochenen Text zu entschlüsseln, schrillen in unserem Stammhirn bereits die Alarmglocken.

Wer jetzt an einen Psychopaten denkt, liegt nicht ganz falsch. Mir geht es hier allerdings um alltägliche Situationen, in denen wir uns oft fragen, warum um Himmels willen dringen wir mit unserer Botschaft nicht bei unserem Gegenüber durch? Wie so oft, ist es eine Frage der Kommunikation. Die auf den verschiedenen Kanälen übermittelten Informationen müssen zusammenpassen. Stimmen die Botschaften nicht überein, dann sorgt das für Irritation und wird in der persönlichen Kommunikation im Extremfall als Gefahr wahrgenommen. Da hilft nur noch, sich einmal radikal in die Situation seines Gegenübers zu versetzen oder vielleicht auch die Situation mit anderen Augen von außen zu betrachten. Denn oft ist für uns selbst die vermeintliche Botschaft so klar, dass wir selbst den Widerspruch in unserer Kommunikation nicht mehr sehen.

Bilder
Selten sind Text-Bild-Scheren so klar wie, für Verwirrung sorgen sie dennoch.
Selten sind Text-Bild-Scheren so klar wie, für Verwirrung sorgen sie dennoch.
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