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Donnerstag, 28. März 2024
Hintergrundkommentar E&W 11/2018

Wenn Dickschiffe schlingern

Hintergrund | Dominik Schebach | 11.11.2018 | | 1  Archiv
Wenn Dickschiffe schlingern, herrscht für die Kleinen hoher Seegang. (Foto: © Wolfgang Weber/pixelio.de) Wenn Dickschiffe schlingern, herrscht für die Kleinen hoher Seegang. (Foto: © Wolfgang Weber/pixelio.de)

Hat sich MediaMarktSaturn überlebt? Nach zwei Gewinnwarnungen von Konzernmutter Ceconomy und der darauffolgenden Absetzung von CEO Pieter Haas sowie Finanzchef Mark Frese sehen einige unserer Online-Leser die Großfläche bereits in der Abwärtsspirale (Siehe dazu auch S.12). Selbst das sonst so kühle Handelsblatt stellt die Existenzfrage. Für Häme und Jubel in den Reihen des Fachhandels besteht allerdings kein Grund. Man sollte sich vielmehr genau fragen, was bringt das Dickschiff der Branche zum Schlingern, und wie wird das Personal auf der Brücke reagieren?

In den Gewinnwarnungen hatte Ceconomy auch die schlechte Performance in den Kernmärkten Deutschland und Österreich für die Situation verantwortlich gemacht. Während die Umsätze der Online-Händler in Österreich und Deutschland stark wachsen, bricht bei Ceconomy der Umsatz weg, wie auch das Handelsblatt angesichts der Bilanzzahlen schrieb. Das Problem von Ceconomy und damit auch MediaMarktSaturn ist, dass mit den Online-Händlern nun Plattformen bestehen, die sowohl bei Auswahl, als auch beim Preis immer im Vorteil sein werden. Irgendwo ist immer einer billiger. Damit einher geht eine veränderte Wahrnehmung durch die Endkunden. War in der Vergangenheit MMS das Maß aller Dinge wenn es um die Breite des Sortiments ging, informieren sich die Endkunden heute zuerst einmal bei Amazon über die Basics.

Nur bei der Bequemlichkeit und der unmittelbaren Verfügbarkeit hat die Großfläche noch die Nase vorne – und selbst da rücken Online-Player wie Amazon der Großfläche schon gefährlich auf den Pelz – ohne die hohen Fixkosten durch Personal und Standorte. Unter diesen Umständen bleiben MediaMarktSaturn nicht allzu viele Alternativen. Einige hat der neue Österreich-Chef Florian Gietl schon vorgezeichnet. Der CEO von MediaMarktSaturn Österreich will mit kleineren Flächen, Events und neuen Produkten und Services sowie natürlich einem Ausbau des Online-Geschäfts in die Offensive gehen. Sprich, MediaMarktSaturn will sich in Zukunft breiter aufstellen und auch eine Fachhandelsstrategie fahren. Das kann man nun als Bestätigung und Kompliment auffassen. Gleichzeitig ist klar, dass sich die Großfläche ihre Umsätze auch auf Kosten des stationären Fachhandels zurückholen will. 

Das Match wird jedenfalls hart. Derzeit genießt die Großfläche aufgrund ihrer Marktposition einen strategischen Vorteil beim Einkauf. Denn noch kommt kein ernstzunehmender Hersteller an ihren Regalen vorbei. Sollte MediaMarktSaturn diesen Vorteil allerdings verlieren, weil so oder so jeder Endkunde zuerst einmal bei Amazon nachsieht, dann wird es auch für die Großfläche eng. In der Zwischenzeit kann sich der Fachhandel allerdings auf viele Querschläger aus dem Match zwischen MediaMarktSaturn gegen Amazon einstellen. Querschläger, die auch dem Fachhandel gefährlich werden können. Um zu unserem obigen Bild zurückzukommen: Wenn Dickschiffe schlingern herrscht für kleinere Boote hoher Seegang. Andererseits wissen wir alle, dass es länger dauert, bis ein Tanker auf neuem Kurs segelt. In dieser Zeit kann man schon den nächsten Hafen anlaufen. 

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Kommentare (1)

  1. Arroganz

    In erster Linie liegt der Grund der Abwendung in der Arroganz und Überheblichkeit des ungebildeten und unausgebildeten MSH-Personals. Und die Lieferanten haben die Ingolstädter Erpressungsmethoden schon lange satt.

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