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Freitag, 19. April 2024
Parallelen von Spitzensport und Top-Management

Was Manager vom Teamchef lernen können

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 20.05.2016 | |  Archiv
Österreichs Teamchef Marcel Koller legt bei seinen sportlichen Erfolgen aus Management-Sicht großes Geschick an den Tag. (©CC By SA 3.0 by Steindy) Österreichs Teamchef Marcel Koller legt bei seinen sportlichen Erfolgen aus Management-Sicht großes Geschick an den Tag. (©CC By SA 3.0 by Steindy)

Teamchef Marcel Koller hat die ÖFB-Nationalelf unter die 10 besten Mannschaften der Welt gebracht. Was ihn von seinen Vorgängern unterscheidet und welche Führungsqualitäten ihn auszeichnen, wurde von der WU Executive Academy analysiert.

Der wissenschaftliche Leiter des Executive MBA PGM an der WU Executive Academy und selbst leidenschaftliche Fußballfan, Prof. Helmut Kasper, befasst sich seit Jahren mit den Parallelen zwischen Spitzensport und Top-Management. Angesichts der bevorstehenden Fußball-EM beschreibt er acht ganz besondere Führungsstärken von Marcel Koller, die auch in Unternehmen hervorragend funktionieren.

  1. Marcel Koller begeistert: Positive Emotionen, Leidenschaft und Begeisterung spornen Menschen zu Höchstleistungen an, nicht Angst, Druck oder gar ständige Kontrollen. „Emotionen wirken wie ein Turbo auf die eigene Motivation. Wer das beachtet, seinen Mitarbeitern vertraut und ihnen Verantwortung überträgt, wird mit besonderer Leistungsbereitschaft und Top-Einsatz belohnt werden“, so Helmut Kasper.
  2. Marcel Koller schweißt Einzelstars zu einem echten Team: Marcel Koller ist es gelungen, aus lauter Einzelstars ein echtes Team zusammenzuschweißen. Spitzenleistungen abrufen heißt nicht nur, die Stärken der Einzelspieler zusammenzuzählen. Was es braucht ist ein Umfeld, in dem sich die Stärken potenzieren. „Genau das hat Koller geschafft. Superstars wie Alaba oder Arnautovic stacheln einander zu Höchstleistungen an. Das gilt auch für Unternehmen: Zu viele ‚Alphas‘ im Team können zu Problemen führen. Wenn sie aber wie im Fußball in unterschiedlichen Funktionen tätig sind, wirkt sich das extrem positiv auf die gesamte Performance aus“, sagt Prof. Kasper.
  3. Marcel Koller ist Vorbild für sein Team: Charisma ist nicht etwas, das man von vornherein hat, man muss es sich erarbeiten. Marcel Koller hat hart dafür gearbeitet. Seine Spieler respektieren ihn, denn er lebt genau das vor, was er sich von seinem Team erwartet. Prof. Kasper: „Dieses symbolische Management, das von hoher Fachkompetenz, sicherem Auftreten und einer bodenständigen Art gekennzeichnet ist, macht eine Top-Führungskraft aus.“
  4. Marcel Koller fördert die persönliche Entwicklung und die Kreativität: Empowerment heißt Marcel Kollers Zauberwort. Kaum etwas ist ihm wichtiger, als die Individualität seiner Spieler zu fördern und sie zu ermutigen, Eigenverantwortung zu übernehmen. „Jeder von uns möchte gefordert werden, sich verbessern und gute Leistungen bringen. Wenn uns etwas gelingt und wir das entsprechende Feedback bekommen, setzt das eine Eigendynamik in Gang: Je mehr wir voranbringen, desto größer wird unsere Bereitschaft, uns zukünftig noch mehr anzustrengen“, so Prof. Kasper.
  5. Marcel Koller nimmt sich Zeit: Koller ist Meister darin, auf die individuellen Bedürfnisse seiner Spieler einzugehen. Jeder Spieler tickt anders und möchte individuell „abgeholt“ werden. Diese Zeit ist sehr gut investiert, meint Prof. Kasper: „Je mehr man sich im Team auf den einzelnen fokussiert, desto mehr bekommt man zurück. Auch bei Change-Prozessen in Unternehmen ist das Einzelgespräch eines der erfolgreichsten Tools überhaupt, um Mitarbeiter für eine notwendige Veränderung zu sensibilisieren. In der Praxis ist es oft leider so, dass Mitarbeiter von ihren Chefs nur dann Aufmerksamkeit bekommen, wenn etwas nicht funktioniert. Die Strategie sollte genau umgekehrt sein: Widmen Sie sich gezielt jenen Bereichen, die besonders gut funktionieren. Sie werden sehen, es zahlt sich aus.“
  6. Marcel Koller hat eine klare Vision und trifft Entscheidungen: Marcel Koller weiß, was er will. Er weiß aber auch ganz klar, was er nicht will. Genau das erlaubt es ihm, seinen Spielern verständliche und gleichzeitig herausfordernde Ziele zu stecken und sie dafür zu begeistern. „Auch für Manager gilt, keine Entscheidung zu treffen, ist in jedem Fall ein Fehler. Deshalb sollten Führungskräfte auch in schwierigen Zeiten Vertrauen in die von ihnen gewählte Strategie haben und diese auch konsequent verfolgen. Herumeiern bringt weder im Fußball noch in der Wirtschaft etwas.“
  7. Marcel Koller setzt auf Transparenz: Wenn Marcel Koller eine Entscheidung trifft, dann weiß jeder genau, warum er das tut. Er zieht seine Spieler immer in seine Entscheidungen ein und nimmt sich viel Zeit, das „Warum“ zu erklären. Prof. Kasper: „Egal, ob Sie als Führungskraft eher den anachronistischen Stil eines ‚bad cop‘ oder den Stil eines ‚good guy‘ mit Ihren Mitarbeitern fahren. Es geht stets um die Nachvollziehbarkeit Ihrer Entscheidungen.“
  8. Marcel Koller ist mit Spielern auf Augenhöhe: Koller umgibt sich nicht mit einem merkwürdigen Trainerkult. Vielmehr sind die Spieler auf gleicher Augenhöhe. Prof. Kasper: „Das ist weder im Sport noch beim Management von Unternehmen eine Selbstverständlichkeit. Es entspricht aber der wechselseitigen Wertschätzung und dem Respekt, die Führungskräfte den Teammitgliedern unbedingt entgegen zu bringen haben, wenn sie Spitzenleistungen erwarten. Diese entstehen nur durch den interaktiven, kooperativen Umgang – und nicht durch einen autoritären Führungsstil, der unweigerlich zu Demotivation und Frustration führt.“
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