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Freitag, 19. April 2024
Käufer tragen Risiko

6 von 10 Österreichern shoppen online in Fernost

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 17.10.2018 | |  Archiv
6 von 10 Österreichern kaufen bereits bei chinesischen Online-Händlern. Ein Viertel shoppt bei chinesischen Marktplätzen wie AliExpress. So die Ergebnisse des Handelsverband Consumer Check. Günstige Preise und Produktvielfalt sind für das Onlineshopping in Fernost ausschlaggebend. Bedenkengibt es hingegen bei Qualität, Retouren und Lieferzeit. 
(Bild: M. Hermsdorf/ pixelio.de)
6 von 10 Österreichern kaufen bereits bei chinesischen Online-Händlern. Ein Viertel shoppt bei chinesischen Marktplätzen wie AliExpress. So die Ergebnisse des Handelsverband Consumer Check. Günstige Preise und Produktvielfalt sind für das Onlineshopping in Fernost ausschlaggebend. Bedenkengibt es hingegen bei Qualität, Retouren und Lieferzeit. (Bild: M. Hermsdorf/ pixelio.de)

Wie der Handelsverband Consumer Check zeigt, kaufen bereits sechs von zehn Österreichern bei chinesischen Onlinehändlern, wie zB AliExpress. Als Gründe dafür werden von den Onlineshoppern günstige Preise und Produktvielfalt angegeben.

(Bild: M. Hermsdorf/ pixelio.de)

Der von Mindtake durchgeführte Handelsverband Consumer Check nahm den Trend zum Cross Border Online-Shopping in Fernost genauer unter die Lupe und befragte die österreichischen Konsumenten. „Kaum jemand kennt hierzulande den chinesischen Onlineshop Tmall. Dabei warten dort mehr als 550 Millionen potenzielle Käufer auf hochwertige europäische Produkte. Ganz anders sieht es bei eCommerce Plattformen wie AliExpress (Alibaba) oder Wish aus, die mit ihrem riesigen Sortiment an spottbilligen chinesischen Produkten zurzeit den europäischen Markt überfluten und heimische KEP-Dienstleister an ihre Grenzen treiben“, sagt der Handelsverband.  

Bundesländervergleich

Das Ergebnis: „62% der Österreicher haben bereits zumindest einmal bei chinesischen Online-Händlern eingekauft, bei den unter-39-jährigen sind es sogar über 70%“, erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Häufig erfolge der Kauf über Marktplätze wie Amazon oder Wish.com. Letztere war 2017 die am meisten heruntergeladene Shopping-App in den USA und zählt zu den am schnellsten wachsenden eCommerce-Anbietern weltweit. „Rund ein Viertel der heimischen Konsumenten hat auch bereits Erfahrungen mit chinesischen Marktplätzen wie AliExpress gemacht, wo Endkunden weltweit von chinesischen Händlern und Herstellern kaufen können“, bestätigt Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des Handelsverbandes.

Im Bundesländervergleich zeigen insbesondere die Konsumenten in Kärnten (72%), der Steiermark (70%), Salzburg und Vorarlberg (je 69%) eine Vorliebe für chinesische Anbieter, das Schlusslicht bildet Niederösterreich (54%). Vier von zehn Österreichern kennen AliExpress, andere chinesische Anbieter wie Gearbest (7,4%), Lightinthebox (6,4%) oder Bang good (5,4%) sind hingegen noch vergleichsweise unbekannt. 

Pro

Die Top 5 Faktoren für den Einkauf bei chinesischen Online-Händlern sind:
•    Günstige Preise bzw. gutes Preis-Leistungs-Verhältnis (54%)
•    Große Produktvielfalt (40%)
•    Zugang zu exotischen Produkten (25%)
•    Versandkostenfreie Lieferung (20%)
•    Zugang zu asiatischen Marken (16%)

Contra

Die Top 5 Faktoren gegen den Einkauf bei chinesischen Online-Händlern sind:
•    Qualitätsmängel (36%)
•    Schwierigkeiten bei Retouren (32%)
•    Lange Lieferzeiten (30%)
•    Problematik von Produktfälschungen (27%)
•    Ökologische Bedenken (24%) 

Falschdeklarationen und Produktpiraterie

Wie der Handelsverband berichtet, gelangten 2017 mehr als 560 Mio. chinesische Pakete im Cross-Border-Handel nach Europa, davon 97% (!) gänzlich zoll- und mehrwertsteuerfrei. Wie das möglich ist? „Zum einen aufgrund von Einfuhrumsatzsteuerbefreiungen (bis 22 Euro Warenwert) und Zollfreigrenzen (bis 150 Euro), zum anderen aufgrund bewusster Falschdeklarationen“, wie der Handelsverband aufgedeckt hat.
„Leider ‚vergessen‘ viele chinesische Online-Händler allzu gern, für ihre Pakete bei der Einfuhr in die EU auch Zoll und Einfuhrumsatzsteuer zu zahlen. Die Pakete werden bewusst falsch deklariert, um unter der Freigrenze von 22 Euro zu bleiben. Das Schadensausmaß liegt allein in Österreich bei mindestens 120 Mio Euro und europaweit bei mehr als 7 Mrd Euro“, sagt Will, der 2018 mit 7,5 Mio chinesischen Sendungen nach Österreich rechnet. „Ein kriminelles Massenphänomen, dass durch Produktfälschungen noch verschärft wird. So hat der österreichische Zoll im vergangenen Jahr fast 250.000 gefälschte Produkte im Gesamtwert von mehr als 13,7 Mio. Euro beschlagnahmt.“

Der heimische Konsument trägt dabei das volle Risiko, den vorab entrichteten Kaufpreis nicht mehr zurückzuerhalten, wie der Handelsverband sagt: „Sollte seitens der Zollbehörde eine Produktfälschung vermutet werden, ist der Konsument mehr oder weniger verpflichtet, der Vernichtung der Ware zuzustimmen, da ansonsten ein Gerichtsverfahren droht. Ob in diesem Fall eine Rücküberweisung des bereits bezahlten Kaufpreises durch den Drittstaaten-Onlinehändler erfolgt, ist mehr als fraglich.“ Vor diesem Hintergrund setzt sich der Handelsverband vehement für eine „Aktion scharf“ gegen Steuerbetrug und Produktpiraterie im internationalen E-Commerce ein. Fünf konkrete Lösungsvorschläge finden Sie HIER

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