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Freitag, 29. März 2024
Hot!„Wir wurden rausgekickt”

Boses „Abrechnung” mit dem Fachhandel

Multimedia | Wolfgang Schalko | 07.06.2016 | | 8  Archiv
Die neue (Web-)Seite von Bose: Die Händlersuche ist in den HIntergrund gerückt, dafür locken nun viele Einladungen zum Direktshoppen. Die neue (Web-)Seite von Bose: Die Händlersuche ist in den HIntergrund gerückt, dafür locken nun viele Einladungen zum Direktshoppen.

Gekündigte Verträge, aufgeheizte Stimmung, enttäuschte wie ratlose Händler: Bose hat beim Vertrieb an der Stellschraube Mindestjahresumsatz gedreht und kurzfristig die Zahl der (Fach-)Handelspartner massiv reduziert – sehr zum Unmut der Betroffenen…    

Die Zahl der Bose Vertriebspartner sinkt – allein seit Mitte Mai sind es 38 weniger geworden (laut Händlersuche auf bose.at aktuell 176). Allerdings ist diese Entwicklung nicht ganz freiwillig vonstatten gegangen: Viele „kleine“ Händler konnten bzw können die neuen Umsatzvorgaben nicht erfüllen und erhielten daher zu Beginn des neuen Bose-Geschäftsjahres im April die Kündigung – ungeachtet dessen, dass etliche dieser Partnerschaften schon seit vielen Jahren bestanden hatten und neben persönlichem Engagement auch mit finanziellen Investitionen der Händler verbunden waren.

E&W wollte daher von Bose wissen, ob es keinen Platz mehr für den „kleinen Händler“ gebe, ob man sich selbst noch als „Fachhandels-Marke“ betrachte und ob man die gedämpfte Stimmung wieder ins Positive kehren wolle? Außerdem, welche Vertriebspolitik Bose angesichts der zahlreichen Telekomshops und Großflächen-Märkte im Partnernetz generell verfolge und welche Kriterien ein Händler heute erfüllen muss, um Vertriebspartner sein/werden zu können? Die Antwort war äußerst dürftig: Über die PR-Agentur ließ Bose ausrichten, dass man die „Vertriebsstrategie vertraulich behandle“ und daher „konkrete Fragen nicht beantworten könne.“

Verklemmte Lage

Während es Bose also keinen konstruktiven Beitrag leisten konnte oder wollte, um Klarheit in die Sache zu bringen, hat sich E&W unter den Händlern umgehört – und darüber, was in den letzten Wochen vor sich ging, sprechen die Meinungen der Betroffenen Bände…

„Wir wurden rausgekickt“, schilderte man etwa bei Expert Oberklammer (Waidhofen/Ybbs). In Hinblick auf die zu erreichenden Umsatzziele sei zu Jahresbeginn – erstmalig – ein warnendes Schreiben eingetroffen, einem nicht wunschgemäß gelaufenen Q1 folgte dann die Kündigung. Vergessen die fast 20-jährige Partnerschaft und die Neugestaltung der Bose-Präsentation im Vorjahr. Dabei sei bei Bose selbst keineswegs nicht alles rund gelaufen – von wenig gehaltvollen Schulungen über inkompetente AD-Betreuer bis hin zu Problemen im Händlerbereich auf der Homepage. Fazit: „Es ist einfach traurig und schade um die Marke Bose, aber wenn die Betreuung nicht passt und die Unterstützung fehlt, kann ich als Händler nicht mehr viel tun.“

Ein anderer Händler aus NÖ, der anonym bleiben möchte, erhielt ebenfalls die Kündigung wegen des Nichterreichens der Umsatzziele: Für das GJ April 2014 bis März 2015 habe die Vorgabe 20.000 Euro gelautet, wovon der Händler nur die Hälfte geschafft hatte – ohne Konsequenzen. Im Jahr darauf, dh bis März 2016, machte der Händler rund 25.000 Euro Umsatz mit Bose, also im Jahresvergleich mehr als das Doppelte. Die Vorgabe des Konzerns lag nun aber bei 35.000 Euro, also wurde das Ziel wieder nicht erreicht, der Vertrag diesmal aber gekündigt. „Man kann doch nicht in allen Ländern Europas die selben Umsatzvorgaben machen und auch nicht alle Händler Europas über einen Kamm scheren“, lautet die Kritik des Händlers, der nach eigenen Angaben „viel für die Marke gearbeitet“ und sich „stark engagiert“ hat – „Und die Wertschätzung für mein Engagement drückt Bose in Form einer Kündigung aus.“

Ein Händler, der ebenfalls nicht namentlich genannt werden möchte, brachte die Problematik auf den Punkt: „Bose ist ein tolles Produkt, aber wir sind ein kleiner Händler im ländlichen Gebiet und unter diesen Voraussetzungen sind die Wunschzahlen von Bose – ein Mindestumsatz von jährlich 30.000 Euro – praktisch nicht erreichbar.“ Man habe die jahrelange Partnerschaft stets gepflegt, sich auf Bose fokussiert und kürzlich auch noch den POS-Bereich entsprechend mitfinanziert – und so relativ stabile Jahresumsätze von 15-20.000 Euro erzielt. Im aktuellen Vorgehen ortete der Händler einen Bruch mit der „alten“ Bose-Philosophie: „Früher wollte Bose in Österreich flächendeckend vertreten sein, die ‚Bose-Landkarte‘ sollte ziemlich dicht sein – daher wurden wir ‚geduldet‘.“

Völlig anders stellt sich die Situation für den Wiener Händler Hannes Katzenbeisser dar: „Man kann einem Hersteller und Innovationsführer doch nicht vorwerfen, dass er Trittbrettfahrer ausschaltet.“ „Wenn die Kommunikation jedoch so ungeschickt erfolgt, dass dies als überheblich wahrgenommen wird, dann ist das auf gut Wienerisch ‚patschert‘. Man darf als Marke auch nie vergessen, welches Echo die Kunden empfangen, die das Lokal eines ausgeschlossenen Bose-Händlers betreten.“ Allerdings mahnte er, „die Kirche im Dorf zu lassen: „Wenn man es nicht schafft, einmal im Monat eine große Bose-Anlage zu verkaufen – denn damit erreicht man den geforderten Jahresumsatz – dann ist man wahrscheinlich der falsche Händler für das Produkt.“

Einen ausführlichen Stimmungsbericht (inklusive Blick nach Deutschland) lesen Sie in der kommenden E&W-Printausgabe 6/2016.

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Kommentare (8)

  1. Zurück lehnen und zuschauen.

    Gott sei Dank habe ich immer Alternativen gesucht um Bose nicht verkaufen zu müssen.

    Hätte man diese Marke verkaufen wollen, wäre das Lager ( Bose Vertrag ) bis an die Decke mit Bose vollgeräumt worden.

    Und nebenbei haben es die Spatzen vom Dach gepfiffen, das Bose Händler so und so an ALLE liefert..

    Letztes aufbäumen vor dem Fall und hindreschen auf jene die Hifi mit Herzblut verkauft haben.

  2. Mit Bose verabschiedet sich gerade der nächste Hersteller vom Fachhandel!

    Ich betrachte „dieses Szenario“ aus der Distanz!

    Als ehemaliger Bose-Händler, der den damaligen Partner 2000 Vertrag NICHT unterschreiben wollte und als ein ehemaliger Bose-Professional-Parter, der auch die kurz darauf verfasste Professional-Vereinbarung auch nicht unterschrieben hat! Bis dahin haben wir Bose-Produkte für „unsere Verhältnisse“ ordentlich verkauft!

    Gründe für die Verweigerung meiner Unterschriften „damals“ waren vor allem die für mich „unsinnigen Vorgaben“!

    Ich habe mich damals von Bose „verabschiedet“ und diesen Schritt aus kaufmännischer Sicht NIEMALS bereut! Die Bose-Produkte sind in puncto Qualität grundsätzlich in Ordnung – haben aber „bei Weitem“ nicht die Bedeutung, die vom Bose-Management gern und ständig „selbst überschätzt“ dargestellt wird!

    Bose legt gerade den Fokus auf seine momentan wichtigsten Vertriebspartner, die selektiv alle geforderten Vorgaben erfüllen können, und das ist für Bose legitim!

    Bose sollte nur beachten, dass ehemalige Bose-Partner, die durch Vertragskündigung verärgert sind, künftig auch nicht mehr positiv über Bose-Produkte sprechen können, ja sogar vom Kauf von Bose-Produkten abraten werden – und so zu Bose-Marketing-Terroristen mutieren!

    Ehemalige Bose-Fachhändler die im jeweiligen Gebiet diese Marke bisher aufgebaut und gepflegt und die Vorzüge dieser Bose-Produkte ständig angepriesen haben, werden ALLEN Kunden mit (ehemaliger) „Bose-Kompetenz“ künftig erfolgreich vom Kauf dieser Bose-Produkte abraten!

    Bose wird möglicherweise eine deutliche Image-Delle erhalten und potentielle Kunden werden andere, genauso gute Produkte bei den ehemaligen Partnern kaufen!
    Es ist auch gut möglich, dass sich Bose, aufgrund eines anhaltenden negativen Image-Drucks, von weiteren Händler-Kollegen „trennen“ wird!
    Möglicherweise so lange, bis als Vertriebsweg nur mehr „das world wide web“, die Diskontfläche und ein Versand-Handel übrigbleibt!
    Bose-Produkte müssen künftig „so einfach gestrickt sein“, wie die Kunden, die „dort“ die Produkte erwerben müssen – denn eine Support-Unterstützung von kompetenten Bose-Fachhändlern, wird es mangels Fachhändler nicht mehr geben!

    Darum liebe Kollegen – überlegt Euch HEUTE sehr genau:

    – welche Produkte & Leistungen Ihr künftig verkauft
    – welche Hersteller & Lieferanten Ihr unterstützt
    – welcher Hersteller & Lieferant Euch unterstützt
    – mit welchen Produkten & Leistungen Ihr Geld verdient
    – welche Kundenerwartungen künftig zu erfüllen sind
    – welche Kunden Euch wirklich am Leben lassen
    – wo echte Gefahren & Geschäftsstörungen sind
    – welche Versprechen Ihr gegenüber Kunden macht

    WIR sitzen ALLE im selben Boot! Ändern WIR hier NICHTS, dann dürfen WIR uns nicht wundern, wenn nur wenige von uns in irgendeiner Nische dauerhaft um’s Überleben kämpfen!

    Überleben werden NUR die Starken – und „unsere eigentlichen Stärken“ werden (mit Absicht?) kaum kommuniziert! Wir verstecken uns hinter „pseudo-innovativen Produkten“ mit Marketing-Aussagen der Industrie und „verschenken“ permanent unsere Diensleistungen! Wir lassen und von Kunden & Lieferanten permanent gegeneinander ausspielen – und ändern NICHTS dran!

  3. Andere Mütter haben auch schöne Töchter!

    Hochmut kommt vor dem Fall.
    Mich stört das aber nicht, da ich meinen Kunden ohnehin keine Geräte andrehe die überbezahlt sind.
    Wo gibt es denn das noch, keine technischen Daten, außer cm.

  4. leicht erreichbare Mindestumsätze nicht nur bei Bose…..

    Bei Herrn Katzenbeisser dürfte das Geschäft (Umsatz) „brummen“, schön für Ihn.
    Warten wir es ab falls er einmal zum Katzengreißler wird, ob er dann noch immer so viel Verständnis hat?

  5. Ende von Bose

    Ich kann mich noch erinnern wie Bose immer wieder gebeten hat bei uns im Geschäft vertreten zu sein.(Vor vielen Jahren).rnWir haben dann sehr gute Zeiten erlebt.rnEs war immer ein Vertrauen auf beiden Seiten.rnUnd die Umsätze sind Bei Bose gestiegen.rn2014 war meine Frage an Bose wie die weitere Vorgehensweise aussieht. Die Antwort war so niederschmetternd, dass ich von einem Tag auf den anderen Bose verlassen habe. (Bei sehr gutem Umsatz)rnUnd wenn Herr Katzenbeisser seine Äußerung ernst meint, dann hat er entweder keine Ahnung von anderen Gebieten oder er ist froh damit, dass weniger Händler da sind. Dann kann er schön in Zukunft Bose über Internet verkaufen, da es dann ja kaum mehr Händler geben wird. Ich denke Bose wird es so ergehen, wie es so manchem Mitbewerbern in der Branche jetzt geht. Und die Schreibtischattentäter von Bose werden wieder neue Strategien erfinden. Denn Schuld sind immer die dummen, nicht fähigen Händler. (Die Bose einst groß gemacht haben)

  6. Bin froh dass wir nie Bose hatten und verstehe auch nicht wozu man es braucht…. Früher waren da vielleicht Innovationen…. Aber die letzten 10 Jahre kommt da nichts…. Von Innovationsführer kann da keine Rede sein…. Aber zum Glück verfolgen viele unterschiedliche Ziele und Strategien, dann sonst wären wir Händler ja auch alle gleich!

  7. wer im boot sitzt

    mich würde brennend interessieren was hr. katzenbeisser sagen würde wenn er nicht im boot wäre, sondern im wasser strampeln müsste. es soll ja auch gebiete in österreich geben, dort kann man sich halt nicht eine „große“ anlage leisten.
    und 10×20.000 sind auch 200.000

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