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Donnerstag, 18. April 2024
Telekom-Kommentar E&W 9/2018

Die Voice First Experence

Telekom | Dominik Schebach | 16.09.2018 | |  Archiv

Streunte man durch die Hallen der diesjährigen IFA, dann kam man an einem Trend nicht vorbei. In jeder Ecke der Messe stieß man auf Anwendungen mit Sprachsteuerung. Egal, ob dies nun intelligente TV-Geräte oder Kühlschränke waren, Alexa von Amazon oder Googles Voice Assistent waren meist nicht weit.

Spracherkennung ist das nächste heiße Ding – wobei der Begriff Sprachsteuerung den Visionen von Amazon, Google und Co nicht ansatzweise gerecht wird. Denn den Internet-Giganten, die hinter dem augenblicklichen Drive in Richtung Sprache stehen, geht es nicht primär darum, dass die Endkunden ihr Jalousien mit einem Kommando herabsenken. Sie wollen mit ihren smarten Lautsprechern oder integriert in die verschiedensten Endgeräte permanent dabei sein, wenn die Kunden für ihre Einkäufe recherchieren oder spontan eine Einkaufsentscheidung treffen. Und nichts ist so spontan wie ein Sprachbefehl.

Da die Ökosysteme samt der dahinterliegenden künstlicher Intelligenz  ständig wachsen und Alexa sowie Google Assistant immer mehr Fähigkeiten erwerben, wird man sich der Entwicklung kaum entziehen können. Mag sein, dass Alexa derzeit noch an vorarlbergischen Dialekten scheitert. Aber in wenigen Monaten kann die Situation schon wieder ganz anders aussehen. Wie groß die Dynamik ist, zeigte auf der IFA u.a. ein Vortrag von Daniel Rausch, VP Smart Home bei Amazon. Erlernte Alexa in den drei Jahren nach ihrem Launch rund „4000“ Skills oder Fähigkeiten, so kam dieses Jahr das Vierfache an Skills hinzu.  Das von Amazon ausgegebene Ziel, eines Systems wie der Computer auf der Brücke der Enterprise in der Serie Star Treck, ist zwar noch weit entfernt, aber es geht in die Richtung. Getrieben wird diese Entwicklung durch die Offenheit der Systeme. Die IT-Giganten holen sich möglichst viele Partner an Bord, von einzelnen Entwicklern, die einfache Skills programmieren, bis zu Konzernen wie Bosch, die ihr gesamtes Hausgeräte-Portfolio für Sprachsteuerung erschließen wollen.  Denn sie wissen, je breiter die Basis ist, desto größer die Reichweite.

Damit einher geht aber auch eine Verschiebung des Schwerpunkts. Das Smartphone wird nicht mehr das Maß aller Dinge sein. Sind die Handheld Devices derzeit noch das Schweizer Taschenmesser des Kommunikationszeitalters, so drohen Alexa und Co ihnen über kurz oder lang den Rang abzulaufen. Genauso wie die Smartphones vor wenigen Jahren Notebooks und PCs vom Podest gestoßen haben. Ich glaube deswegen nicht, dass die Handheld Devices vollkommen von den Sprachassistenten verdrängt werden. Aber in den eigenen vier Wänden wird man z.B. nicht mehr so oft zum Smartphone greifen, wenn die Sprachassistent eine viel einfachere Interaktion erlaubt.  Für Anwendungen unterwegs wiederum könnten sich die Sprachassistenten am Smartphone breitmachen oder uns über Headsets den direkten Zugang zu unseren Musikstreams, zur Kommunikation und Informationen geben, ohne das Smartphone zu zücken. Das klingt wie Zukunftsmusik? Ja, aber das sollte uns nicht täuschen. Die Zukunft kommt oft schneller als erwartet.

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