Besuchen Sie uns auf LinkedIn
Freitag, 26. April 2024
miele//stuben21:gespräch

„Heimat versus Zuhause – Ein Aufbruch ins Offene“

Hausgeräte | Stefanie Bruckbauer | 09.10.2014 | |  Archiv

Am Dienstag, den 7. Oktober, fand wieder ein miele//stuben21:gespräch statt, „wo ja die Themen unserer Zeit auf den Punkt gebracht werden“, wie Miele sagt. Das Thema dieses Mal: Heimat versus Zuhause – Ein Aufbruch ins Offene. Auf dem Podium der Miele Galerie in Wien diskutieren Ernährungswissenschafterin Hanni Rützler, Kulturphilosoph Univ.-Prof. Dr. Burghart Schmidt und
Barbara van Melle, Journalistin und Slow-Food-Aktivistin. Moderiert wurde dieses vierte 
stuben21:gespräch von Peter Daniel, Begründer der Design- und Ideenwerkstatt stuben21.

Heimat“ – ein momentan mehr als aktuelles Schlagwort, denn „Österreich ist im Trachten-Fieber, Oktoberfeste berauschen das Land, der Heimat große Söhne werden von sogenannten Volks-Musikanten inbrünstig besungen – und vor unserer Tür sind schutzlose Heimatvertriebene auf der Suche nach einem neuen Zuhause“, so die Einleitung zum miele//stuben21:gespräch am letzten Dienstag.

Die Experten am PodiumHanni Rützler, Ernährungswissenschafterin und Begründerin des „futurefoodstudio“.
Univ.-Prof. Dr. Burghart Schmidt, Kulturphilosoph. Und
 Barbara van Melle, Journalistin und Slow-Food-Aktivistin – legten ihre Ansichten von Heimat dar:

Die Autorin und Feuilleton-Redakteurin der Zeit Iris Radisch formuliert den Begriff Heimat wie folgt: Heimat ist der neue – und gleichzeitig ewige wie gestrige – Kampfbegriff. Das eigene „Zuhause“ wird zum ultimativen Identifikationsmodell. Wer eines hat, gehört dazu. Wer keines (mehr) hat, bleibt draußen. Heimat wird von innen für innen definiert. Und doch: Gerade die Kulinarik, die Welt der Gerüche, der Geschmäcker, der Töpfe und Küchen verzaubert uns immer wieder und lockt uns ins Neue, ins Offene und Unbekannte. In jeder österreichischen Kleinstadt gibt’s „einen Italiener“, mittags geht man „zum Chinesen“ und selbst „das Kebap“ gibt’s schon am heiligen Wiener Würstlstand.

 Fremde Küche – ja, aber Fremde im eigenen Land – nein?! 

Wie sehr kann man „zu Hause sein, auch ohne Heimat? Oder anders: Bleibt das eigene Zuhause, die „kleine Heimat“ also, die „letzte (europäische) Utopie, die der Globalisierung Stand zu halten verspricht.

Hanni Rützler meint: „Heimat ist heute wieder zu einem politischen Kampfbegriff geworden. Für mich als Esskultur- und Food-Trend-Forscherin wecken die Begriffe Heimat und Zuhause aber auch ganz andere Assoziationen. Obwohl wir das Fremde oft nicht gerne in unserer Heimat haben wollen, holen wir es uns doch gerne nach Hause: in Form von Pizza und Kebap, als Sushi, Ceviche oder Dim Sum. Man könnte sagen, dass wir Zuhause kosmopolitischer sind als in der Heimat. Dass wir in kulinarischen Dingenden Aufbruch ins Offene eher wagen als in sozialen oder politischen Angelegenheiten und uns leichter von Traditionen emanzipieren, Neues ausprobieren und im zunächst Fremden – etwa in der mediterranen Küche (die heute vielfach Teilunserer Alltagsküche geworden ist) – sogar eine neue Heimat finden können.“

„Heimat als Menschenrecht auf ein Zuhause“


Kulturphilosoph Burghart Schmidt sagt zum Thema „Heimat“: „Solange Heimat das Menschenrecht auf ein Zuhause meint, muss man das Heimatrecht vertreten. Aber Heimat ist in der Ideologiegeschichte und ihrer Praxis ein gefährlicher Begriff samt seinem Bedeutungsfeld. Wie viel Ent-Heimaten, sprich: Vertreiben, berief sich auf ein Heimatrecht!? Ebenso wie auf der anderen – oder
auch auf derselben Seite – all der Kitsch, der damit getrieben wurde.“

„Gerüche und Gerichte bieten auch in der Fremde Heimat“


Barbara van Melle versteht unter „Heimat“ hingegen:  „Heimat bedeutet in einem Land verankert zu sein, das – so wie durch Kultur, Architektur, Kunst, Wissen, Sprache und Religion – auch durch Kulinarik geprägt ist. Menschen sind in ihren kulinarischen Erfahrungen verankert, gleich ob sie in Mexiko mit Tacos, in Afghanistan mit Ghormeh Sabzi, in Japan mit Sushi oder in
Österreich mit Wiener Schnitzel aufwachsen. Wie tief dieser kulinarische Anker sitzt, kann erfahren, wer Flüchtlingen begegnet, die als Vertriebene in Gerüchen und Gerichten Erinnerungen an das suchen, was Heimat genannt wird.“

miele//stuben21:gespräche

Ausgangspunkt der miele//stuben21:gespräche ist das von stuben21 (Nicole Horn und Peter Daniel) entwickelte Konzept der Stubengespräche: „Eine Weiterentwicklung der Salonkultur früherer Zeiten, um aktuelle Themen aufzugreifen und in zeitgemäßem Rahmen zu diskutieren.“ So bieten die miele//stuben21:gespräche außergewöhnliche Abende, an denen vier Unternehmen – Miele, ewe/intuo, Weitzer Parkett und stuben21 –, die sich (wie sie sagen) „der modernen und dennoch atmosphärischen Gestaltung des alltäglichen Lebensraumes verschrieben haben“, gemeinsame Sache machen: „Gemeinsam suchen wir das Neue und Bessere im Vertrauten. Gemeinsam ist unseren Produkten, dass sie für Ihren Alltag Top-Lösungen bieten. Gemeinsam ist unser Anliegen, das Beständige im Wandel der Zeit nicht aus den Augen zu verlieren.“

Das nächste miele//stuben21:gespräch findet am
 Dienstag, den 25. November 2014, um 18.30 Uhr in der Miele Galerie Wien statt. Das Thema lautet: „Wohnen, Kochen & Essen im Morgen – Gemeinsam an einem Tisch“. Diskutieren werden:

 Designer Andreas Enslin (Leiter des Miele Designcenter, Vizepräsident
 des Verbandes Deutscher Industrie Designer e.V.),
 Zukunftsforscher Andreas Reiter,
 Kulturwissenschafter Wolfgang Reiter und Ernährungswissenschafterin Hanni Rützler. Moderiert wird das stuben21:gespräch wieder von Peter Daniel von stuben21.

Nähere Infos und Anmeldung unter: http://www.miele.at/haushalt/wohnen-kochen-essen-im-morgen-2944.htm

Diesen Beitrag teilen

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

An einen Freund senden