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Freitag, 19. April 2024
23% haben Handlungsbedarf

Stillstand bei Österreichs Shopping Malls

Hintergrund | Max Muster | 07.11.2018 | Bilder | |  Markt
Österreichs Shopping Malls konnten im vergangenen Jahr ihre Umsätze noch behaupten. (Stadion Center/Christian Mikes) Österreichs Shopping Malls konnten im vergangenen Jahr ihre Umsätze noch behaupten. (Stadion Center/Christian Mikes) Derzeit können die 100 größten österreichischen Shopping Malls ihren Jahresumsatz von knapp unter 10 Mrd Euro trotz der stark steigenden Online-Umsätze halten. Marktforscher RegioData ortet allerdings fehlende Innovationen und bei knapp einem Viertel deutlichen Handlungsbedarf.

Laut Definition sind sie überdachte Objekte mit mindestens 5.000 Quadratmetern Verkaufsfläche und verfügen über mindestens fünf Shops. Die Shopping Malls in Österreich kämpfen mit Problemen. In dem gesättigten Markt entstehen derzeit keine neue Projekte. In den letzten drei Jahren gab es nur eine echte Eröffnung (ELI in Liezen), eine „Wiedererweckung“ (UNO Shopping in Leonding) und einige Erweiterungen bestehender Zentren (z.B. huma eleven in Wien). Dafür zeige eine Analyse der 100 größten Zentren in Österreich gestiegene Leerstandsraten (2017: 5,4% der Gesamtfläche) einen vermehrten Mieterwechsel (2017 mehr als 900 Geschäfte). Tatsächlich haben nur wenige der Centereröffnungen der letzten Jahre die Erwartungen voll erfüllt.

Sinkende Renditen, Umsatzrückgänge

Dennoch konnten die 100 größten Shopping Malls ihren Umsatz im Vorjahr von knapp 9,7 Mrd Euro halten. Das entspricht etwa 14 % aller in Österreich getätigten Einzelhandelsumsätze. Gegenüber dem Jahr zuvor bedeutet das einen (nominellen) Zuwachs von 2 %, der jedoch von der Inflation wieder komplett aufgefressen wurde. Für das heurige Jahr kann, je nach Wettersituation, nur ein bescheidener nomineller Zuwachs von 1,0 – 1,5 %, also vermutlich ein realer Verlust, erwartet werden. Die mit ca. + 9 % pro Jahr nach wie vor stark steigenden Onlineumsätze – derzeit österreichweit bei insgesamt ca. 12 % des Einzelhandelsumsatzes – machen sich somit auch bei den großen Shopping Malls deutlich bemerkbar – zumal die Center auch Branchen mit einem wesentlich höheren Onlineanteil (Elektro, ekleidung, Schuhe, Bücher, etc.) beherbergen.

Anpassungen erforderlich

Nachdem die klassischen Verkaufsflächen nach Ansicht von RegioData hinsichtlich Auswahl, Preis und oft auch bei Beratung und Bequemlichkeit (z.B. kostenlose Zustellung, Öffnungszeiten) mit dem Online-Shopping nicht mithalten können, braucht es künftig zusätzliche Anreize und Motivationen, eine Shopping Mall zu besuchen. Das kann die Gastronomie sein, vielfältige Freizeitangebote, Entertainment und generell Innovationen, die für „Überraschungen“ sorgen. Das könne – je nach Standort – bis zu Flächen für Events, mietbare Partyräume und –küchen, Pop-Up-Shops, Business-Lounges, temporären Arbeitsplätzen, Schulungsräumen, Kulturangeboten, innovativen Raumkonzepten, etc. reichen.

„Monofunktionale Handelsflächen auf der grünen Wiese werden es zu künftig schwer haben. Der Trend geht in eine andere Richtung: Städtisch integrierte Zentren mit einem Mix aus Handel, Gastronomie, Freizeit und persönlichen Dienstleistungen. Lediglich Ware herzuzeigen und zu hoffen, dass die Kunden sie nach Hause führen, wird zu wenig sein“, erklärte dazu RegioData-GF Wolfgang Richter.

Gerade diese Innovationsfähigkeit lasse aber auf sich warten. Bei 50 % der größten Malls in Österreich liegt der letzte größere Umbau bereits mehr als 10 Jahre zurück. Und während international bei neuen Zentren der Anteil der Gastronomie schon bei 15 – 20 % liegt, stagniert er in Österreich seit Jahren bei etwa 6,5 %. Ähnlich gering ist auch der Anteil an Entertainment und handelsnahen Dienstleistungen.

23% der Malls haben dringenden Handlungsbedarf

Während die klaren Branchenleader Messepark/Dornbirn, Europark/Salzburg, McArthur Glen/Parndorf ihre Quadratmeterproduktivität weiter steigern konnten, geraten immer mehr Zentren in eine kritische Ertragssituation. Bei etwa 23% der größten österreichischen Shopping Malls besteht laut RegioData dringender Handlungsbedarf, weil die Umsätze nicht mehr passen, die Leerstände zu hoch sind oder einfach, weil das Center nicht mehr den aktuellen Kundenerwartungen entspricht. Ein Refurbishment oder sogar eine komplette Neukonzeption sei in diesen Fällen dringend geboten.

Bilder
Damit sich die Shopping Malls allerdings auch in Zukunft behaupten können, bedarf es zusätzlicher Angebote wie hier durch Gastronomie oder auch neue Flachenkonzepte. (Stadion Center/Christian Mikes)
Damit sich die Shopping Malls allerdings auch in Zukunft behaupten können, bedarf es zusätzlicher Angebote wie hier durch Gastronomie oder auch neue Flachenkonzepte. (Stadion Center/Christian Mikes)
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