Besuchen Sie uns auf LinkedIn
Freitag, 19. April 2024
Über den Rand

Schweden testet „E-Autobahn” für Güterverkehr

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 28.06.2016 | |  Archiv
In Schweden sieht man zum Transport auf der Straße kaum Alternativen – nun werden auf E-Autobahnen per Oberleitung betriebene LKWs getestet. (©scania.com)
In Schweden sieht man zum Transport auf der Straße kaum Alternativen – nun werden auf E-Autobahnen per Oberleitung betriebene LKWs getestet. (©scania.com)

Von wegen „alter Schwede” – die Skandinavier zeigen sich äußerst zukunftsorientiert und wollen, so die ehrgeizigen Pläne der schwedischen Regierung, den Güterverkehr des Landes bis zum Jahr 2030 unabhängig von fossilen Brennstoffen machen. Dafür werden nun E-Autobahnen mit per Oberleitung betriebenen LKWs getestet.

Als Versuchsstrecke für das prestigeträchtige Projekt wurde ein Teilstück der Autobahn E16 nördlich von Stockholm gewählt, auf dem Infrastrukturministerin Anna Johannson und Energieminister Ibrahim Baylan letzte Woche den Startschuss gaben. Angaben des beteiligten Nutzfahrzeugherstellers Scania zufolge ist dies der weltweit erste elektrifizierte Highway. Bei den Testfahrzeugen handelt es sich um Diesel-Hybridfahrzeuge, die für ein von Siemens entwickeltes Oberleitungssystem adaptiert wurde. Nach Angaben der Projektentwickler ist via Oberleitungsantrieb eine Geschwindigkeit von 90 km/h möglich. Wenn der Kontakt zur Stromversorgung verloren geht, startet ein Dieselmotor.

Laut dem Chefentwickler der zuständigen Siemens-Sparte Mobility, Roland Edel, ist der E-Highway doppelt so effizient wie ein Verbrennungsmotor: Das bedeute nicht nur eine Halbierung des Energieverbrauchs, sondern auch eine Verringerung der lokalen Luftverschmutzung.

Nicht auf Schiene

Dass Schweden im Gegensatz zu anderen Ländern – wie etwa die Schweiz mit dem kürzlich eröffneten Gotthard-Basistunnel – den LKW-Verkehr nicht auf die Schiene verlagert, hat laut der schwedischen Verkehrsbehörde Trafikverket gute Gründe.
„Nur ein begrenzter Teil ist verlagerbar“, so Trafikverket-Chefstratege Anders Berndtsson, dem zufolge in Schweden auch weiterhin der größte Teil des Gütertransports auf der Straße erfolgen wird. Der Verkehr ist in Schweden für ein Drittel des CO2-Ausstoßes verantwortlich – etwa die Hälfte davon stammt vom Güterverkehr. Erklärtes Ziel sei eine „Entkarbonisierung“ der Straße. In einer auf zwei Jahre ausgelegten Testphase soll nun geklärt werden, inwieweit sich das Scania-Siemens-System für eine dauerhafte kommerzielle Nutzung eignet.

Nachahmer in Übersee

Das schwedische E-Autobahn-Projekt wird auch im Ausland mit großen Interesse verfolgt. Das deutsche Umweltministerium etwa betrachtet Oberleitung-Hybrid-LKWs bereits als Option für den in Deutschland bis 2050 angestrebten treibhausneutralen Güterverkehr. Schon bald könnten die ersten per Oberleitung angetriebenen LKWs zwischen den Häfen von Los Angeles und Long Beach im US-Bundesstaat Kalifornien unterwegs sein. Im Rahmen einer Kooperation von Siemens mit Volvo wird dort ebenfalls eine Teststrecke betrieben. Anders als in Schweden sollen O-LKWs dort nicht nur auf zwei Fahrspuren, sondern dank aufladbarer Akkus auch ohne Kontakt zur Oberleitung elektrisch fahren.

 

Diesen Beitrag teilen

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

An einen Freund senden