Besuchen Sie uns auf LinkedIn
Freitag, 19. April 2024
Bundesverband Photovoltaik Austria

Erstes Gigawatt Sonnenstrom für Österreich

E-Technik | Wolfgang Schalko | 26.09.2016 | |  Archiv
Strom für 6.000 Jahre Riesenrad fahren: Das erste Gigawattpeak Photovoltaik ist installiert. (©Photovoltaic Austria/APA-Fotoservice/Langegger)
Strom für 6.000 Jahre Riesenrad fahren: Das erste Gigawattpeak Photovoltaik ist installiert. (©Photovoltaic Austria/APA-Fotoservice/Langegger)

Anders als Studien noch vor wenigen Jahren vorhersagten, hat die Entwicklung der Sonnenstromproduktion in Österreich alle Prognosen übertroffen und sorgt für bereits 1,7 Prozent des verbrauchten Stroms. Denn im Sommer 2016 wurde das erste Gigawattpeak an elektrischer Leistung an Sonnenstrom in Österreich erreicht.

Damit können jährlich eine Milliarde Kilowattstunden Strom erzeugt werden – genug, um 300.000 Haushalte mit elektrischem Strom zu versorgen oder um 133 Millionen Runden mit dem Wiener Riesenrad zu fahren (was zwar 6.000 Jahre dauern würde, jedoch die passende Kulisse für eine Pressekonferenz des Bundesverband Photovoltaic Austria bildete, die angesichts des erreichten Meilensteins angehalten wurde). Besonders spektakulär ist die Preisdegression der Photovoltaik-Anlagen. Seit dem Jahr 2008 sind die Preise für Anlagen um 68 Prozent gefallen. Der starke Trend zur Nutzung von selbst produziertem Strom reduziert die Amortisationszeit der Photovoltaik-Anlagen dramatisch. Und man geht inzwischen von einer Lebensdauer der Photovoltaik-Module von 25 bis 30 Jahren aus.

Hans Kronberger vom Bundesverband Photovoltaic Austria: „Unser Ziel ist es, die Photovoltaik innerhalb des nächsten Jahrzehnts in die vollkommene Marktfähigkeit zu führen, sodass sich die Errichtung der Anlagen vollkommen förderfrei rechnet und die Photovoltaik zum Stromproduzenten Nummer Eins aufsteigt.“ Die saubere Sonnenstromproduktion garantiert Versorgungssicherheit, CO2-Freiheit und hat einen hohen Beschäftigungseffekt.

Wichtige Eckpunkte

Zu diesem „Sonnenwunder“ hat sowohl die „Entwicklungshilfe“ des Klima- und Energiefonds (u.a. Investitionsförderung für Anlagen bis 5 Kilowatt) als auch das Ökostromgesetz von 2012 beigetragen. Seit 2008 wurden 49.000 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 264 Megawatt über den Klima- und Energiefonds gefördert. Die Fördersumme pro Kilowattpeak konnte in diesem Zeitraum von 2.800 Euro pro Kilowattpeak auf unter ein Zehntel reduziert werden (Fördersatz des Klima- und Energiefonds liegt dieses Jahr bei 275 Euro pro Kilowattpeak). Das Ökostromgesetz von 2012 (Tarifförderung bis 200 Kilowattpeak) hat mit der Erhöhung des jährlichen Förderbudgets von 2,1 Millionen auf 8 Millionen Euro und einem einmaligen Sonderkontingent von 28 Millionen für den Abbau der vorher aufgestauten Warteschlange ebenfalls einen kräftigen Impuls mit sich gebracht. Die Tarifförderung wird durch die OeMAG, die Abwicklungsstelle für Ökostrom, durchgeführt.

War es in der Vergangenheit wichtig, größere Anlagen mittels Tarifförderung zu unterstützen, so erachtet man beim PV Austria dieses Fördersystem aufgrund der in den letzten Jahren stetig sinkenden Photovoltaik-Anlagenpreise mittlerweile als völlig überholt. Bei Inkrafttreten des Ökostromgesetzes im Jahr 2012 war noch ein Fördertarif von bis zu 27,60 Cent pro Kilowattstunde notwendig, um Anlagen wirtschaftlich führen zu können. 2016 erhält jeder Stromeinspeiser neben einem Sockelbetrag von 375 Euro pro Kilowattpeak nur noch 8,24 Cent für den gelieferten Ökostrom.

Vorschläge zur Ökostromgesetz-Novelle

Durch den dramatisch gesunkenen Fördertarif geht die Volleinspeisung deutlich zurück während der Eigenverbrauch steigt. Denn bei einer Förderung, die mit 27,60 Cent höher lag als der Strombezugstarif (ca. 20 Cent pro Kilowattstunde), wurde logischer Weise die gesamte produzierte Strommenge in das Stromnetz eingespeist. Mit einem Fördertarif von aktuell 8,24 Cent ist es jedoch lukrativer, den erzeugten Strom selbst zu nutzen und nur überschüssigen Strom einzuspeisen. Bei der Aufteilung des Förderbudgets für Ökostromanlagen ergibt sich dadurch jedoch folgender gravierender Nachteil für die Photovoltaik: Im Förderbudget gewertet wird die Größe der Photovoltaik-Anlage und nicht der tatsächlich eingespeiste Strom. Verbraucht ein Anlagenbetreiber zum Beispiel 50 Prozent des erzeugten Stroms selber, so wird der Gegenwert der Gesamtanlage von den im Gesetz vorgesehenen 8 Millionen Euro abgezogen. Dadurch können jährlich 2,0 bis 2,5 Millionen Euro an Fördergeldern nicht genutzt werden – eine kleine Änderung im Ökostromgesetz würde diesen Missstand beheben und die jährliche Ausbaumenge vergrößern anstatt zu verkleinern.

Das Problem wäre auch dadurch lösbar, wenn man das aktuelle System der Tarifförderung, das für Photovoltaik-Anlagen ab 5 Kilowattpeak gilt, in eine einmalige Investitionsförderung umwandelt. Anstatt 13 Jahre lang Fördertarife auszuzahlen, könnte die jährliche Fördersumme nach vorne gezogen und investiert werden. Mit dieser Umstellung könnte die jährliche Ausbaumenge verdreifacht werden – ohne einen Cent an zusätzlichen Kosten.

Eine weitere Ungerechtigkeit im Ökostromgesetz ist laut PV Austria die Ungleichbehandlung beim sog. „Resttopf“ – einem Förderkontingent, das grundsätzlich gleichermaßen für Antragsteller aus Photovoltaik-, Wind- und Kleinwasserkraftanlagen zur Verfügung stehen soll. Durch die Tatsache, dass den Antragstellern der Windkraft eine Warteschleife von drei Jahren eingeräumt wird, der Photovoltaik aber nur ein Jahr, kommt die Photovoltaik inzwischen in diesem Topf nicht mehr zum Zuge. Hier sei ein angemessener Fix-Anteil für Photovoltaik-Bürgeranlagen vorzusehen, die auf einen berechenbaren Fördertarif angewiesen sind.

Novellierungsbedürftig sei auch das Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ElWOG). Denn laut diesem ist eine effiziente Nutzung von Photovoltaik-Strom in Gebäuden mit mehreren Nutzern derzeit noch untersagt. Bereits im März diesen Jahres hat das Wirtschaftsministerium ein erstes Konzept zur Novellierung des Gesetzes präsentiert. Seitdem ist dieser Prozess jedoch zum Stillstand gekommen.

Der Bundesverband Photovoltaic appellierte eindringlich an alle politischen Verantwortlichen in Regierung und Parlament, die für die Zukunft unseres Landes und der nächsten Generationen so wichtigen Reformen des Ökostromgesetzes ohne parteipolitisches Hick-Hack zu bewerkstelligen. Hans Kronberger: „Das Erreichen des ersten Gigawatt Sonnenstrom in Österreich muss ein massiver Ansporn für alle Beteiligten sein – auch aus Politik und Wirtschaft – um eine höhere Beschleunigung des Zuwachses zu bewirken.“

Diesen Beitrag teilen

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

An einen Freund senden