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Mittwoch, 24. April 2024
Leuchtturmprojekt in der Region Südburgenland

Neue Initiative: Photovoltaik in den E-Auto Tank!

E-Technik | Wolfgang Schalko | 25.04.2018 | |  Archiv
Stellten die Innovations-Initiative vor (v.l.n.r.): Dr. Hans Kronberger, Präsident Photovoltaik Austria; Ing. Andreas Schneemann, MSc. Projekt-Initiator; BM Ing. Norbert Hofer, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie; Mag. Alfred Riedl, Präsident des Österreichischen Gemeindebundes. (©Innovationslabor act4.energy/APA-Fotoservice/Juhasz)
Stellten die Innovations-Initiative vor (v.l.n.r.): Dr. Hans Kronberger, Präsident Photovoltaik Austria; Ing. Andreas Schneemann, MSc. Projekt-Initiator; BM Ing. Norbert Hofer, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie; Mag. Alfred Riedl, Präsident des Österreichischen Gemeindebundes. (©Innovationslabor act4.energy/APA-Fotoservice/Juhasz)

Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) hat gemeinsam mit dem Österreichischen Gemeinde- und Städtebund und der Interessensvertretung Photovoltaic Austria das im Südburgenland angesiedelte „Innovationslabor act4.energy“ vorgestellt und damit nach eigenen Angaben die Weichen für eine Vorreiterrolle Österreichs in der Forschung und Entwicklung zum Thema „digitale Erneuerbare Energie-Systeme“ gestellt.

Bundesminister Norbert Hofer erklärte zu der vom BMVIT initiierten und vom Südburgenland ausgehenden Forschungs– und Entwicklungsinitiative „Innovationslabor act4.energy“ im Rahmen einer Pressekonferenz zu Wochenbeginn: „Ich freue mich, dass in Österreich nach dem Motto ‚Photovoltaik in den Speicher und den Tank!‘ eine Open Innovation-Energie-Musterregion als Vorbild für die EU entsteht. Mit diesem Leuchtturm-Projekt will das BMVIT ermöglichen, dass eine geeignete Plattform und ideale Infrastruktur-Voraussetzungen für die Lösung des Problems der stark fluktuierenden Verfügbarkeit von Erneuerbaren Energien mit Schwerpunkt auf die Erhöhung von PV-Strom-Direkt-Nutzung in der Region Südburgenland ermöglicht werden. Es soll in regionalen Realtests neue, digitale Energiesysteme entwickeln, welche den österreichischen PV-Strom auf kurzem Weg in die Steckdose und ins E-Auto bringen. Ich möchte, dass hier Wirtschaft, Wissenschaft, Kommunal-Vertreter und die Regional-Politik in einem offenen Prozess unter Einbindung der Bevölkerung eng zusammenarbeiten, um einen echten Innovationsschub zu erreichen.“ Letztlich solle das zu spürbaren Energiekosten-Ersparnissen, zusätzlichen Investitionen, mehr Arbeitsplätze und einem substanziellen Beitrag für Umwelt- und Klimaschutz führen. Die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung würden dafür aktuell hervorragende Voraussetzungen schaffen. Hofer weiter: „Wir wollen, dass von Österreich ausgehend die Ergebnisse dieses Innovationslabors ganz Europa einen Nutzen bringen. Die hier als Innovationslabor-Umgebung agierende Region Oberwart–Stegersbach im Südburgenland eignet sich aufgrund der beispielhaften geografischen und demografischen Struktur, einer auf Basis der Sonnenkraftwerk Burgenland Photovoltaik-Initiative gut entwickelten PV-Szene, bereits etablierter thematischer F&E Vorhaben und damit verbundener Synergie-Effekte sowie der involvierten, offenen und motivierten Akteure besonders für die Realisierung des Innovationslabors. Ich gratuliere Andreas Schneemann zum Gewinn unserer ‚Stadt der Zukunft‘-Innovationslabor-Ausschreibung und wünsche ihm für die Umsetzung viel Erfolg.“

act4.energy-Projekt-Manager Andreas Schneemann führte dazu aus, dass bisher in den Regionen der überschüssige Photovoltaikstrom zumeist zu relativ niedrigen Preisen ins Netz eingespeist werde und dann für die eigene Nutzung wieder teurer zurückgekauft werden müsse. Grund dafür sei die weitgehend nicht vorhandene Gleichzeitigkeit von Energiegewinnung und Energieverbrauch: „Durch den Einsatz von Speichern in Kombination mit digitalen Energiemanagement-Lösungen, sowie der Ausnutzung von Synergien in Zusammenhang mit einer gesamthaften, sektor-übergreifenden Betrachtung des Energiesystems kann diese Situation wesentlich verbessert werden.“ Der Schaffung von neuen Möglichkeiten zur Erhöhung der PV-Strom-Eingenverbrauchsquote würde sowohl den wirtschaftlichen Ertrag steigern als auch eine bedeutende Entlastung der Netze bringen und damit die Vermeidung hoher volkswirtschaftlicher Kosten für den Netzausbau. Er ergänzt: „Ich möchte nicht nur die Entwicklung und wirtschaftliche Integration von Speichertechnologien betreiben, sondern darüber hinaus auch die effiziente Umsetzung von Energiemanagementsystemen und Geschäftsprozessen, die den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten unterstützen. Digitale Energie-Apps analog zu WhatsApp und Facebook werden in Zukunft in Kombination mit neuen Technologien wie der Blockchain die Anbahnung und Abwicklung entsprechender Geschäftsbeziehungen und Dienstleistungen ermöglichen. Allerdings kämpfen auch globale Anbieter wie Google um die neuen digitalen Dienste im Energiebereich. Unsere Chance besteht im direkten Kundenkontakt in Verbindung mit multiplizierbaren Plattformlösungen und raschem Agieren am Innovationsmarkt. Ich lade alle mit dieser Thematik und Technologie befassten Unternehmen und Institutionen in Österreich aber auch aus Europa ein, sich hier einzubringen. Wir können ihnen ganz neue Zugänge, Know How-Steigerung, F&E-Kosten-Einsparungen, Wettbewerbsvorsprung, Geschäftsanbahnung und nicht zuletzt die Möglichkeit anbieten, gemeinsam Umwelt- und Klimaschutz einen wesentlichen Schritt weiter zu bringen.“

Gemeindebundpräsident Bürgermeister Alfred Riedl hielt fest: „Österreichs Gemeinden sind die Innovationsmotoren Österreich und ermöglichen mit innovativen Projekten wie ‚act4.energy‘ im Südburgenland Leuchtturmprojekte für ganz Österreich. Die föderalen Strukturen, die Gemeinden, wissen, wie Zusammenarbeit funktioniert und ermöglichen dadurch zukunftsweisende Entwicklungen. Als Präsident des Gemeindebundes freue ich mich, dass unsere Gemeinden auch im Bereich der Erneuerbaren Energien Vordenker und Vorreiter sein können und wollen.“

Photovoltaic Austria-Präsident Hans Kronberger zeigte sich ebenfalls begeistert: „Wenn sich die Energiewende darauf beschränkt, ausschließlich die Primärenergieträger auszutauschen, wird sie scheitern. Sonnenstrom zu produzieren und ihn ins Netz zu liefern, war gestern. Die Suche nach innovativen zukunftsfähigen Energieversorgungsstrukturen ist der wichtigste Schritt in eine sozial verträgliche, ökologisch verantwortungsvolle sowie eine sichere und unabhängige Energieversorgung. Aus dem gegenwärtigen Projekt leuchtet nicht nur kommunale Verantwortung, sondern auch glühende Begeisterung an der gesellschaftlichen Gestaltung einer erlebenswerten Zukunft. Politische Vorgaben von oben können solche Modelle alleine nicht umsetzen, es bedarf einer starken Unternehmenskultur, die direkt aus der Bevölkerung kommt. Ohne dieser starken Kraft von unten wird es nicht gehen. Hier schlummern unentdeckter Erfindergeist, praxisnahe Tatkraft und regionale Verantwortung. Das Ergebnis wird zweifelsohne x-fach multiplizierbar sein. Die Initiative der zehn burgenländischen Gemeinden, unter der Regie von erfahrenen Experten, ist eine Botschaft weit über die Grenzen des Landes hinaus.“

Bundespolitischer Hintergrund

Im Rahmen des Programms „Stadt der Zukunft“ wurde vom BMVIT die Einrichtung eines „Reallabors“ für Lösungen zu Erhöhung der Nutzungsmöglichkeiten für Photovoltaik-Strom initiiert und zu 50%-finanziert. Die burgenländische Initiative „act4.energy“ hat die Ausschreibung gewonnen und startete im Jänner 2018 die Umsetzung. Sie soll in den nächsten Jahren in einer Open Innovation Struktur neue, konkrete Vorhaben in der Innovationslabor-Region demonstrieren. Darüber hinaus hat sie zum Ziel, weitere Regionen in ganz Österreich zu entwickeln und miteinander zu einer österreichischen Innovationsinitiative zu verbinden.

„Mit seinen Förderprogrammen unterstützt mein Ressort, österreichische Innovations-Akteure dabei Antworten auf die großen Herausforderungen wie die Digitalisierung und die Dekarbonisierung unserer Energie- und Verkehrssysteme zu finden“, betonte Minister Hofer. „Insbesondere im Bereich digitale und smarte Energiesysteme ist es gelungen, Österreich international ganz vorne als Innovation Leader zu positionieren. Mit der im neuen Regierungsprogramm verankerten Energieforschungsinitiative werden wir in den nächsten Jahren dazu verstärkte Akzente setzen“.

Projekt-Hintergrund

Mit bis zu 700.000 Euro unterstützt das BMVIT im Rahmen des Programms „Stadt der Zukunft“, abgewickelt durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), das von Energie-Unternehmer Andreas Schneemann in einer Ausschreibung gewonnene, von der Region Oberwart–Stegersbach mit 10 beteiligten Gemeinden ausgehende Vorhaben „Innovationslabor act4.energy“. In einem sogenannten „Open-Innovation-Prozess sollen nicht nur Firmen und Institutionen aus dem In- und Ausland eingebunden werden, sondern auch möglichst viele regionale Einzel-Interessenten, Hausbesitzer, Startups, Erfinder, Betriebe, Schulen und Kommunaleinrichtungen. Dabei soll im Südburgenland ein internationales Kompetenzzentrum zur Verbesserung der Nutzung von erneuerbarer Energie entstehen.

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