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Donnerstag, 28. März 2024
Technologie-Roadmap

Photovoltaik-Entwicklung bis 2030/2050

E-Technik | Wolfgang Schalko | 24.06.2016 | Downloads | |  Archiv
Zur Erreichung der ambitionierten Energieziele ist beginnend mit 2017 die die Installation von 600 MW PV-Leistung jährlich notwendig. Zum Vergleich: 2015 lag der PV-Zubau bei rund 160 MWp. (© Bundesverband Photovoltaic Austria) Zur Erreichung der ambitionierten Energieziele ist beginnend mit 2017 die die Installation von 600 MW PV-Leistung jährlich notwendig. Zum Vergleich: 2015 lag der PV-Zubau bei rund 160 MWp. (© Bundesverband Photovoltaic Austria)

Vor Kurzem wurde die in Zusammenarbeit von FH Technikum Wien, dem AIT und dem Joanneum Research entstandene PV-Technologie-Roadmap veröffentlicht. Diese bildet die Entwicklung der PV in Österreich bis 2030 bzw. 2050 mit Berücksichtigung der energiepolitischen Ziele sowie des marktwirtschaftlichen Umfelds ab.

Laut der im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) erstellten Studie wird Photovoltaik im zukünftigen Energiesystem eine wesentliche Rolle einnehmen. Dahingehend hat die Technologie-Roadmap das Ziel, die mögliche Rolle der Photovoltaik in einem bis 2050 vollständig erneuerbaren Energieszenario Österreichs aufzuzeigen. Dieser Zeitraum und dieser Ansatz des 100% erneuerbaren Szenarios leiten sich aus dem Zwei-Grad-Klimaziel ab, das eine etwa 85%ige Reduktion der CO2-Emissionen bis 2050 vorsieht. Die EU Kommission hat in ihrem „Fahrplan für den Übergang zu einer wettbewerbsfähigen CO2-armen Wirtschaft bis 2050″ Wege skizziert, die zu einem 80-95%igen CO2-Rückgang gegenüber 1990 führen sollen, wobei der Stromsektor bis 2050 CO2-frei sein wird. Seit der Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 gibt es auch das politische Ziel der Erreichung einer 100% erneuerbare Stromversorgung Österreichs bis 2030.

Weiters beleuchtet die Studie die Chancen und Auswirkungen einer starken PV-Verbreitung auf andere Sektoren, vor allem die Energieversorgungsstrukturen generell und die Sektoren Industrie und Gebäude/Smart Cities. Photovoltaik hat in den letzten Jahren den Durchbruch von einer Randtechnologie zu einem wesentlichen Akteur in der Energieversorgung geschafft: Die Stromgestehungskosten liegen im Bereich fossiler Stromerzeugung und Prognosen gehen klar von weiter sinkenden Kosten aus. Aufgrund der hohen gesellschaftlichen und ökologischen Verträglichkeit sowie der sehr guten Ressourcenverfügbarkeit stehe einem weiteren Ausschöpfen des großen Potenzials von Photovoltaik nichts im Wege. Daher werde Photovoltaik eine wichtige Rolle in einem vollständig erneuerbaren Energieszenario spielen – das für die Erreichung der Klimaziele ab 2050 unumgänglich ist.

Zentrale Rolle

Zusammen mit Wasserkraft und Wind sowie Bioenergie wird Photovoltaik in diesem Szenario einen wesentlichen Anteil an der gesamten Energieversorgung Österreichs übernehmen. Dies schließt nicht nur den heutigen Stromsektor, sondern auch die Energieversorgung für die Mobilität, die Niedertemperatur- und Prozesswärme, sowie den gesamten industriellen Energiebedarf ein. Generelle Trends im Energiebereich weisen demnach darauf hin, dass Strom wegen der hohen, noch nicht ausgeschöpften Potenziale von Wind und Solarstrom im zukünftigen 100% regenerativen Energiemix immer wichtiger wird und sowohl Wärme (Power to Heat) als auch Treibstoff (Power to Liquid) aus regenerativem Strom gewonnen werden. Auch die Mobilität (Power to Mobility) sowie der Chemiebereich (Power to Materials) wird zukünftig auf Strom als Energiequelle zur direkten Versorgung, zur Spaltung von Wasser per Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff (Power to Gas) oder zur Synthese von chemischen Grundstoffen (z.B. Methanol aus CO2 + H2) zurückgreifen.

Unter der Annahme, dass es zu einer massiven Elektrifizierung des Energiesystems und Umstellung des Mobilitätssystems als auch aller wesentlichen Industrieprozesse auf Strombasis kommt, kann die Photovoltaik in Österreich bis 2030 etwa 15% und bis 2050 etwa 27% des Strombedarfes decken. Die Flächenpotenziale für derartige Größenordnungen seien alleine auf heute schon bestehenden Dächern und Fassaden verfügbar, selbst bei Annahme von Wirkungsgraden der Technologie nach heutigem Stand; diese 27% decken sich laut Studie auch mit dem globalen Szenario für den Stromanteil aus Solarenergie, den die IEA bis 2050 weltweit prognostiziert. Als wichtigste technisch/gesetzgeberische Begleitmaßnahme wird dabei die umfassende Flexibilisierung des Stromsystems genannt.

Fakten und Empfehlungen

Folgende Fakten hält die Studie rund um Energie und Photovoltaik fest:

  • Für eine erfolgreiche Klimastrategie muss Energie reduziert werden: Eine erfolgreiche Klimastrategie erfordert jedenfalls einen massiven Rückgang des Gesamtenergiebedarfes um etwa 40% als Basis
  • Ausbau der Erneuerbaren nötig: Ohne dem Ausbau von Photovoltaik als auch von anderen erneuerbaren Energien, wird der Anteil an fossiler Stromerzeugung in Österreich bis 2050 deutlich steigen.
  • 100% erneuerbare Energien für Österreich: um eine 100%ige Versorgung Österreichs mit erneuerbaren Energien zu erreichen, muss der Anteil der Photovoltaik von gegenwärtig etwa 1 TWh auf mindestens 29,9 TWh Jahresproduktion steigen. Um dies zu erreichen, müssen bis 2030 zumindest 9,7 GW und bis 2050 mindestens 26,7 GW Photovoltaik errichtet werden.
  • 100% Strom aus erneuerbaren Energien Ziel bis 2030 erfordert beginnend mit 2017 die Installation von 600 MW PV jährlich und ab 2030 von 820 MW jährlich
  • Die erforderlichen Investitionen bis 2030 liegen bei etwa 9-10 Milliarden Euro, um auf einen Anteil von 15% zu kommen
  • Bau- und Gebäudeintegrierte Photovoltaik: Die Nutzung vielfältiger, verfügbarer Solarpotentialflächen ist erforderlich: Dächer, Fassaden, Verkehrsflächen, Bauwerke, Doppelnutzung mit landwirtschaftlichen Flächen etc.
  • Anreize, die dazu führen, dass die Anlagengröße auf die Optimierung der Eigennutzung beschränkt bleibt, sind kontraproduktiv.

In der Technologie-Roadmap finden sich außerdem etliche Empfehlungen, um die Energie-Ziele bis 2030/2050 zu erreichen:

  • Investionsförderungen: Beibehaltung bzw. Anhebung der Einspeise- bzw. Investitionsförderungen; Aufhebung eventueller Deckelungen bis zu einem festgelegten Gesamtausbaumaß von zumindest 10 GW; Kontrolle des jährlichen 600 MW Zieles bzw. Anpassungen bei Abweichungen in beide Richtungen; umfassender Abbau des Administrationsaufwandes für Förderungen und Netzanschluss; Einbeziehung auch nicht gebäudebezogener Anlagen im urbanen Umfeld wie Solartankstellen, Parkplatzüberdachungen
  • Abbau von PV-Investitionshemmnissen: Bau-und Großprojekte in einem Planungszeitraum von mindestens zwei Jahren sollen erleichtert werden
  • Keine Mehrwertsteuer: Aussetzen der Mehrwertsteuer bis zum 10 GW Ausbau, Steuer-Sonderabschreibungen ermöglichen
  • Keine Energieverbrauchsabgabe: Ausnahme von der Besteuerung der Eigenversorgung aus PV
  • Ambitionierte Umsetzung der Europäischen Gebäuderichtlinie, die verbindlich bis 2020 in der EU nur noch den Neubau von „Nearly Zero Energy Buildings“ vorgibt. D.h. die Solarverpflichtung bei der Wohnbau- und Sanierungsförderung, Ausweitung des Wiener Modells (1 kWp pro 100m² Bruttogeschoßfläche) auf ganz Österreich bei schrittweiser Erhöhung der Menge, Verpflichtung zu vorbereitenden Installationen für eine PV-Anlage bei allen Neubauten.
  • Prüfung aller bestehender Fördermaßnahmen: Im Bau- und Betriebsbereich für Private, Gewerbe und Industrie soll geprüft werden, ob eine Kopplung an die Nutzung erneuerbarer Energie, speziell für Photovoltaik, möglich ist
  • Steuerreform mit aufkommensneutraler Umschichtung der Steuerlast von Arbeit auf fossile Energie, ökosoziale Steuerreform, Umlenkung aller aktuellen Förderungen für fossile Energien auf Erneuerbare
  • Förderung der E-Mobilität an die Errichtung, den Betrieb bzw. die Beteiligung an einer PV Anlage koppeln
  • Photovoltaik immer mitdenken: Die Förderung bzw. Genehmigung von großflächigen öffentlichen und Infrastrukturbauten an die Einbindung von Photovoltaik koppeln.
  • Novellierung des ELWOG: Für die gemeinsame PV- Nutzung im gewerblichen und privaten Bereich muss das ELWOG weiter novelliert werden, um Anreize für neue Geschäftsmodelle im Umfeld der PV (in Kombination, mit Wärmepumpen, Speichern, E-Mobilität, etc…) zu schaffen sowie die Ausweitung auf nachbarschaftliche Nutzung
  • Qualitätssicherung: Sicherstellung der Qualität bei den PV Anlageninstallationen, um die volle Lebenszeit zu garantieren
  • Öffentlichkeitsarbeit: Informationskampagnen sowie Aus- und Weiterbildung speziell auch bei Multiplikatoren wie EnergieberaterInnen und Lehrenden; speziell aber auch bei planenden und installierenden Fachkräften; Bürgerbeteiligungsmodelle in Gemeinden/Bezirken ausweiten

Die gesamte PV-Technologie-Roadmap finden Sie beigefügt als PDF zum Download.

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