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Donnerstag, 25. April 2024
Überalterung in Deutschland

Alterung im Mittelstand bremst Investitionen

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 24.03.2015 | |  Archiv
KfW Research stellte im Zuge einer Analyse eine massive Überalterung des deutschen Mittelstandes fest, was negative Folgen für die gesamte Volkswirtschaft haben kann. (Bild: Gerhard Walter Moser/ pixelio.de) KfW Research stellte im Zuge einer Analyse eine massive Überalterung des deutschen Mittelstandes fest, was negative Folgen für die gesamte Volkswirtschaft haben kann. (Bild: Gerhard Walter Moser/ pixelio.de)

Eine aktuelle Analyse von KfW Research zeigt: „Der deutsche Mittelstand rutscht in die Demografiefalle.“ Ein Drittel der Inhaber mittelständischer Unternehmen sei älter als 55 Jahre. Ältere Unternehmer sollen deutlich seltener investieren und die Folgen seien Substanzverlust im Unternehmen und weniger Wachstum. Nachdem sich der demografische Wandel in Österreich ähnlich verhält wie in Deutschland, könnten wir hier bald vor einer ähnlichen Situation stehen. 

„Der demografische Wandel hinterlässt deutliche Spuren im deutschen Mittelstand“, wie KfW Research sagt. Die Inhaber von 1,3 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen seien 55 Jahre oder älter – das entspricht rund einem Drittel aller Mittelständler in Deutschland. „Der Anteil dieser Altersgruppe ist unter den mittelständischen Unternehmern seit 2002 vier Mal so stark gestiegen wie in der Gesamtbevölkerung (+16 Prozentpunkte bzw. +4 Prozentpunkte). Gleichzeitig fehlt es trotz jüngst etwas anziehender Gründerzahlen (einschließlich der Nachfolger) an ausreichend Unternehmernachwuchs“, wie die KfW Analyse zeigt.

Die beschleunigte Alterung im Mittelstand hat laut KfW negative Folgen für die gesamte Volkswirtschaft: „Die Investitionsbereitschaft von Inhabern sinkt mit zunehmendem Alter rasant. Von den Unternehmern über 60 Jahren investiert nur noch rund jeder Dritte. Die anderen ziehen sich aus der Weiterentwicklung ihres Unternehmens zurück. Das gefährdet den künftigen Geschäftserfolg, bremst Modernisierung und reduziert gesamtwirtschaftliches Wachstum. Sinkt die Wettbewerbsfähigkeit, sind häufig Arbeitsplätze gefährdet.“

Das Durchschnittsalter eines Chefs im Mittelstand lag wie KfW sagt zuletzt bei 51 Jahren. Im Jahr 2002 waren es noch 45 Jahre. Betroffen von der schnell voranschreitenden Alterung seien nahezu alle Branchen. „Besonders schnell in Richtung Demografiefalle bewegen sich jedoch die kleinen und mittleren Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes mit einem durchschnittlichen Inhaberalter von 54 Jahren“, sagt KfW, und: „Unabhängig vom Wirtschaftszweig haben große Mittelständler tendenziell ältere Inhaber. Bei den großen Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten liegt das Durchschnittsalter des Inhabers bei 53 Jahren.“

Wie die aktuelle KfW-Analyse der Unternehmensinvestitionen der Jahre 2004-2013 zeigt, ist der Zusammenhang zwischen Inhaberalter und Investitionsbereitschaft unverkennbar:57% der Unternehmen mit Chefs unter 40 Jahren investieren. Mit steigendem Unternehmeralter sinkt der Investorenanteil deutlich. Bei den über 60-jährigen Unternehmensinhabern erreicht er nur noch 37%.“ Auch die Art der Investition soll sich mit steigendem Alter verändern: „Stärker risikobehaftete und kapitalbindende Vorhaben werden seltener, die noch durchgeführten Investitionen dienen in erster Linie der Pflege des Kapitalstocks. Die geringere Investitionsneigung hat gravierende Folgen für die Unternehmenssubstanz. Bei acht von zehn Mittelständlern mit älteren Inhabern übersteigt der Wertverlust des Kapitalstocks das Volumen der Neuinvestitionen.“

Eine zentrale Ursache für die abflauende Investitionsbereitschaft älterer Unternehmer sieht KfW in derem kurzen Planungshorizont, die Risikobereitschaft würde sinken. „Rückt ein Inhaber näher an das Rentenalter heran, besitzen viele Vorhaben eine aus seiner Sicht zu lange Amortisationsdauer. Das gilt umso mehr für alle längerfristig finanzmittelbindenden – dafür aber auch wettbewerbsstärkenden -Zukunftsinvestitionen.“

„Der deutsche Mittelstand altert im Zeitraffer“, sagt Jörg Zeuner von der KfW. „Weil ältere Chefs wesentlich seltener investieren, droht vielen KMUs durchaus ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und Anziehungskraft für neue Kunden. Das mindert den Wert des Unternehmens, in dem oft ein ganzes Arbeitsleben steckt.“ Dieses Risiko müsse auch im Interesse sicherer und moderner Arbeitsplätze reduziert werden. Zeuner weiter: „Wir sollten darüber sprechen, wie wir den Unternehmergeist auch im Alter erhalten können. Zu überlegen wäre, einen Alteigentümer nach seinem Rückzug aus dem Unternehmen an der Rendite einer in seiner Spätphase getätigten Investition noch zu beteiligen. Mehr Unternehmer und die frühzeitige Klärung der Nachfolge wäre ein anderer, wesentlicher Baustein für den Erhalt eines dynamischen Mittelstands.“

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