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Donnerstag, 25. April 2024
PV Austria präsentiert Forderungskatalog und Endkunden-Kampagne

21 TWh Photovoltaik bis 2030: Machbar, aber mehr Einsatz notwendig

Photovoltaik Energiezukunft | Wolfgang Schalko | 22.04.2024 | |  Wissen
Unter welchen Bedingungen 21 TWh PV-Erzeugung bis 2030 machbar sind, erläuterten PV Austria-GF Vera Immitzer und Vorstandsvorsitzender Herbert Paierl bei einer Pressekonferenz. Unter welchen Bedingungen 21 TWh PV-Erzeugung bis 2030 machbar sind, erläuterten PV Austria-GF Vera Immitzer und Vorstandsvorsitzender Herbert Paierl bei einer Pressekonferenz. Bei einer Pressekonferenz stellte der Bundesverband Photovoltaic Austria (PV Austria) seine zentralen Forderungen für eine Fortsetzung der PV-Erfolgsstory in Österreich vor. Diese umfassen den umgehenden Beschluss der noch ausstehenden Erneuerbaren-Gesetze, rasche Investitionen in die Netze und ein Ende der PV-Blockadehaltung der Bundesländer. Mit der am 17. April gestarteten Endkundenkampagne „Mach dein Dach zum Kraftwerk“ setzt der Verband auch selbst eine Initiative für den PV-Ausbau.

Auch wenn die finalen Zahlen für 2023 noch nicht vorliegen – mit einer Größenordnung zwischen 2,7 GWp (laut E-Control) und 3 GWp (laut APG) erreichte der PV-Ausbau in Österreich im Vorjahr ein absolutes Rekordniveau. PV Austria-Vorstandsvorsitzender Herbert Paierl und Geschäftsführerin Vera Immitzer stellten unisono außer Frage, dass es in ähnlicher Tonart weitergehen muss, um die ambitionierten Erneuerbaren- und Klimaziele bis 2030 bzw. zu erreichen.

Das PV-Ziel ist mit dem kürzlich vorgestellten Österreichischen Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) klar: Bis 2030 sollen in Österreich 21 Terawattstunden (TWh) aus Photovoltaik kommen – bis dato war das Ziel noch 13 TWh. Zum Vergleich: Aktuell werden ca. 7 TWh erzeugt. „Wir haben beim PV-Ausbau in Österreich mehr erreicht, als ich mir vor ein paar Jahren noch hätte vorstellen können“, betonte Herbert Paierl. „Jetzt entscheidet es sich aber, wie es weitergeht. Wenn wir die Energiewende erreichen wollen, dann müssen wirklich alle an einem Strang ziehen. Für die Branche kann ich sagen: ,Wir sind bereit‘. Der Bund hat auf der Zielgeraden noch zugelegt. Die Bundesländer sind bis jetzt aus PV-Sicht eine Enttäuschung.“

Der PV-Ausbau erreichte mit 2,7-3 GWp (vorläufige Hochrechnung) im Vorjahr einen neuen Rekord – um die Erneuerbaren- und Klimaziele bei 2030 bzw- 2040 zu erreichen, sind in Zukunft jährlich rund 2 GWp PV-Zubau notwendig.

„Der nun vorliegende ÖNIP gibt die Ziele vor und klärt auch Zuständigkeiten“, sagte Vera Immitzer. „Ein Plan ist immer gut, aber jetzt müssen rasch die konkreten Gesetze folgen. Es braucht noch vor dem Sommer das Elektrizitätswirtschafts-Gesetz (ElWG) und es braucht das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG), damit sich auch auf Länderebene endlich etwas tut in Sachen PV-Ausbau.“ Denn um die hoch gesteckten Ziele zu erreichen, müsste die PV-Stromerzeugung ab jetzt jährlich um mind. 2 TWh ausgebaut werden.

Bundesregierung am Zug

Die Mehrwertsteuerbefreiung für Photovoltaikanlagen bis 35 Kilowatt-Peak, die sowohl auf den Kauf der Anlage an sich als auch für die fachgerechte Montage durch einen PV-Profi gilt, sieht PV Austria als wichtigen Impuls für den Ausbau in Österreich. Zusätzlich bedeutet dieser Wegfall auch eine deutliche bürokratische Entlastung: Es ist keine Förderantragstellung mehr notwendig, der Rechnungsbetrag verringert sich einfach um die Mehrwertsteuer. Aufgrund der aktuellen Marktsituation mit dem gestiegenen Verkaufsdruck zeigte sich Immitzer überzeugt, dass die MWSt-Befreiung auch in vollem Umfang weitergegeben wird. Für zusätzliche Transparenz sollen in Kürze auch Websites von BMF und BMK sorgen, wo Endkunden diverse Kostenbeispiele finden. Momentan würden sich bei einem Einfamilienhaus die Kosten einer PV-Anlage auf rund 1.200-1.300 Euro pro kWp (inkl. aller Kosten) belaufen, sagte Immitzer, wobei die durchschnittliche Anlagengröße im Privatbereich bei etwa 8 kWp liege.

„Dieses Aus für die Mehrwertsteuer war eine Forderung der Branche“, ergänzte Paierl. „Es freut uns, dass die Regierung im Endspurt der Legislaturperiode diese Forderung übernommen hat. Dennoch brauchen wir auch noch dringend den Zweidrittelmehrheits-Beschluss des Elektrizitätswirtschafts-Gesetzes. Ich appelliere dringend an die politischen Verantwortungsträger, dieses Gesetz nicht an irgendwelchen innenpolitischen Wahlkampf-Geplänkeln scheitern zu lassen.“

Das Elektrizitätswirtschafts-Gesetz (ElWG) hat die Begutachtung absolviert, aktuell werden die mehr als 350 Stellungnahmen dazu eingearbeitet. PV Austria fordert einen Beschluss mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit noch vor dem Sommer – andernfalls drohe ein Stillstand von bis zu drei Jahren, wie Immitzer in Hinblick auf die heurigen Nationalratswahlen und die Regierungsbildung anmerkte. Zentral im ElWG: Der rasche Ausbau der Stromnetze und Stromspeicher sowie konkrete Netzentwicklungspläne, aus denen klar und transparent hervorgeht, wann wo welche Einspeisekapazitäten zur Verfügung stehen. Darüber hinaus müsse eine aktuelle Darstellung der Einspeisekapazitäten auf den unteren Netzebenen vorliegen sowie klare und verbindliche Fristen für den Netzanschluss. Zudem brauche es endlich eine Stromspeicherstrategie.

Bundesländer als Energiewende-Bremser

Der Bund allein kann die Energiewende nicht „stemmen“, für die PV-Ausbauziele müssen auch die Bundesländer einen Beitrag leisten – und der ist aktuell noch viel zu gering, wie der PV-Reality-Check des PV Austria zeigt:

  • Verstaubte Landesgesetze: Neun Länder – neun unterschiedliche Gesetzgebungen: Von Bauordnungen über den Naturschutz bis hin zum Elektrizitätsrecht. Während eine PV-Anlage etwa in Salzburg immer genehmigungsfrei ist, sofern sie von einem Fachunternehmen installiert wurde, ist eine PV-Anlage im Nachbarland Tirol bereits ab 50 kW anzeige- und ab 250 kW sogar genehmigungspflichtig. Oder während eine PV-Anlage in Niederösterreich laut Bauordnung genehmigungsfrei ist, muss für die Anlage 100 Meter weiter über der Landesgrenze im Burgenland bereits ab 20 kW um Genehmigung angesucht werden.
  • Zu wenig Flächen: Die ambitionierten PV-Ziele sind alleine „auf den Dächern“ nicht erreichbar – es braucht dafür auch Freiflächenanlagen. Aber: Erst vier Bundesländer (Stmk, NÖ, Bgld, Sbg) haben sich aktiv dafür entschieden, Flächen für PV auszuweisen bzw. transparent verfügbar zu machen. Aber selbst unter diesen vier „Vorreitern“ gibt es keine Musterschüler, denn alle Zonierungen haben teilweise grobe Schwachstellen, wie z.B. zu wenig Flächen, die noch dazu nicht nutzbar sind, weil eine Gemeindezustimmung oder das Stromnetz fehlt.
  • Überbordende Anforderungen, zu wenig „Man-Power“ bei den Behörden: Durch die teilweise überbordenden Anforderungen in Genehmigungsverfahren und die Tatsache, dass in weiten Teilen Österreichs PV-Anlagen überhaupt noch um eine Genehmigung ansuchen müssen, fehlt es an „Man-Power“ an allen Ecken. Die Folge: Lange Wartezeiten und unzureichende Bearbeitungsmöglichkeiten verzögern viele wichtige Erneuerbaren-Projekte und führen zu einer massiven Bremse in der Energiewende.

„Die Energiewende ist zu wichtig, um an einem Föderalismus-Gesetzes-Fleckerlteppich zu scheitern“, erklärte Immitzer. „Für die Bürger, für die Branche und für die Wirtschaft brauchen wir Transparenz, Planbarkeit und beschleunigte Verfahren über die Landesgrenzen hinweg. Gerade deshalb ist das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz so wichtig.“

Mitgliederbefragung zeigt: Netze sind der Flaschenhals

Befragt nach den aktuellen Herausforderungen für die Branche, sehen die Mitglieder von PV Austria mit 74 Prozent den fehlenden Netzausbau als Hindernis Nr. 1 für den PV-Ausbau. Knapp die Hälfte meint, der Fachkräftemangel sei eine große Herausforderung, und auf Platz drei landet die Bürokratie bei Genehmigungen.

Nicht viel anders fällt die Einschätzung für 2030 aus: 71 Prozent der Befragten glauben, dass auch 2030 der fehlende Netzzugang den PV-Ausbau deutlich bremsen wird. Den Fachkräftemangel sehen die PV Austria Mitglieder ebenfalls weiterhin als problematisch: 52 Prozent der Befragten meinen das Problem werde sich bis 2030 verstärken. 35 Prozent orten in langwierigen Genehmigungsverfahren ein Hindernis und 31 Prozent in der fehlenden Zonierung von Freiflächen in den Bundesländern.

Mit einer breit angelegten Endkundenkampage will PV-Austria über die MWSt-Befreiung für Anlagen bis 35 kWp informieren und den PV-Ausbau damit weiter forcieren.

„Die Branche ist bereit für einen Rekord-PV-Ausbau“, führte Paierl weiter aus. „Sie bietet erstklassige Produkte, innovative Lösungen und maßgeschneiderte Dienstleistung. Photovoltaik hat, wie die anderen Erneuerbaren auch, Potenzial als Wachstums-Booster für die österreichische Wirtschaft. Die Umfrage zeigt klar: Es müssen eben auch die Rahmenbedingungen stimmen.“

Endkunden-Kampagne: „Mach dein Dach zum Kraftwerk“

So günstig wie noch nie – so einfach wie noch nie – so schnell wie noch nie: Unter dem Motto „Mach dein Dach zum Kraftwerk“ informiert der Bundesverband Photovoltaic Austria im April und Mai in einer breitenwirksamen Kampagne (Print, Online und via Social Media) Endkunden über die Vorteile und den einfachen Weg zur PV-Anlage.

Im Zentrum steht die Landingpage www.sonne-ein.at mit praktischen Tipps, wie in wenigen Schritten die Installation einer PV-Anlage, von der Planung bis zur Inbetriebnahme, klappt. Mit der PV-Profi-Suche lässt sich zudem mit einem Klick ein kompetenter Fachbetrieb in der Nähe finden.

„Umfragen zeigen, dass die Österreicher noch viel zu wenig über das Mehrwertsteuer-Aus für PV-Anlagen wissen“, so Immitzer. „Es ist schade, dass diese wertvolle Maßnahme noch zu wenig bekannt ist. Wir springen hier in die Presche und wollen mit unserer Kampagne das Informations-Defizit beseitigen.“

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