Besuchen Sie uns auf LinkedIn
Freitag, 29. März 2024
Studie der University of Arizona

Eine Welt ohne Ladengeschäfte?

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 20.11.2018 | |  Archiv
Wie die US-Forscherin Sabrina Helm (im Bild) herausgefunden hat, fänden es selbst passionierte Online-Shopper schlecht, wenn das wachsende Online-Geschäft zum völligen Verschwinden von Ladengeschäften führen würde. (Bild: University of Arizona) Wie die US-Forscherin Sabrina Helm (im Bild) herausgefunden hat, fänden es selbst passionierte Online-Shopper schlecht, wenn das wachsende Online-Geschäft zum völligen Verschwinden von Ladengeschäften führen würde. (Bild: University of Arizona)

Wie eine Studie der University of Arizona ergeben hat, fänden es selbst passionierte Online-Shopper schlecht, wenn das wachsende Online-Geschäft zum völligen Verschwinden von Ladengeschäften führen würde. Demnach fürchten die meisten Konsumenten, dass das letztlich negative wirtschaftliche und soziale Auswirkungen wie Arbeitsplatzvernichtung und steigende Verbrechensraten hätte.

Im Zuge der Studie von Sabrina Helm (von der University of Arizona) wurden Konsumenten zu ihren Einkaufsgewohnheiten und Ansichten über den Handel befragt. Dabei wurden die Teilnehmer von Helm ua. auch gebeten, sich – unabhängig von den persönlichen Einkaufsvorlieben – eine Welt ohne stationäre Geschäfte vorzustellen. Die meisten meinten, dass das schlecht für die Gesellschaft wäre. „Die Mehrheit sagte, das wäre schrecklich“, so Helm. „Viele sind der Meinung, dass Ladengeschäfte Teil des sozialen Gefüges unserer Gesellschaft sind. Wenn sie verschwinden, sind viele besorgt was die Wirtschaft, Arbeitsplätze und Einnahmen für die Gemeinden betrifft. Viele Leute sagten auch, dass Geschäfte für ihre Lebensqualität entscheidend sind.“ Darüber hinaus gibt es laut Helm Befürchtungen, die sich aus der Schließung von Ladenflächen ergeben: „Was passiert mit all dem leeren Raum? Wird die Kriminalität zunehmen, weil wir jetzt all diese leeren Flächen haben? Die Kriminalitätsrate war auch im Hinblick auf vermehrtes Online-Shopping ein Problem: Wird es mehr Einbrüche und Raubüberfälle geben, weil immer mehr Pakete in die Eigenheime geliefert werden?“

Ein interessantes Ergebnis ist auch: Viele Befragte äußerten Bedenken, dass sich die sozialen Fähigkeiten der Menschen in einer Welt ohne persönliche Interaktionen in Geschäften verschlechtern könnten.

„Keine endgültige Handels-Apokalypse“

Von 2016 bis 2017 haben sich die Filialschließungen in den USA auf rund 7.000 mehr als verdreifacht. Helm sieht den Anstieg des Online-Shoppings nicht als ausschlaggebenden Hauptgrund, aber schon als wichtigen Faktor. Der E-Commerce-Umsatz ist in den USA zwischen 2011 und 2016 um +101% gestiegen. Die Verbraucher erkennen all das, wie Helm und ihre Kollegen herausgefunden haben, und sehen sich selbst als diejenigen, die den Wandel im Einzelhandel vorantreiben.

Wenngleich die eben genannten Zahlen ein düsteres Bild zeichnen, glaubt Helm nicht wirklich an eine endgültige Handels-Apokalypse. Vielmehr bedeute Online-Handel eine Transformation wie schon das Aufkommen von Kaufhäusern im 19. Jahrhundert oder der Einkaufszentren ab den 1950er-Jahren. „Mit dem Aufkommen des Internets haben Konsumenten mehr Macht zu entscheiden, wie sich Handelskanäle entwickeln“, betont Helm.

Es sei wichtig zu verstehen, was die Verbraucher denken, und warum vor allem der stationäre Handel aufpassen sollte, sagt Helm. Für viele ist zB. gerade bei Bekleidung und Nahrungsmitteln die Möglichkeit wichtig, Waren tatsächlich erst anzugreifen. Das soziale Shopping-Erlebnis ist Konsumenten ebenfalls oft wichtig, manche schätzen auch die mit dem realweltlichen Einkauf verbundene Bewegung.  

Helm merkt an, dass sich einige Geschäfte der Technologie zugewandt haben, um das persönliche Einkaufserlebnis zu verbessern. Es wurden dabei zB. Funktionen wie virtuelle Umkleideräume oder aufwändige digitale Displays installiert. Helms Ergebnisse würden allerdings darauf hindeuten, dass Händler besser beraten wären, wenn sie bei grundlegenden Dingen ansetzen würden – so zB beim Kundenservice, bei Wartezeiten und Artikelbeständen. Genau in diesen Bereichen fanden sich seitens der befragten Konsumenten nämlich die häufigsten Beschwerden was stationäre Geschäfte angeht: schlechter Kundenservice, lange Warteschlangen und Artikel, die nicht auf Lager waren. „Die Leute im Laden zu halten beginnt mit den Grundlagen“, betont Helm abschließend. 

Diesen Beitrag teilen

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.

An einen Freund senden