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Donnerstag, 28. März 2024
RegioData-Analyse

Konzentration im österreichischen Einzelhandel steigt weiter!

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 18.09.2018 | |  Archiv
Die Top 3 in der Elektrobranche erwirtschaften gemeinsam fast 70% des Branchenumsatzes.  RegioData erwartet im Elektro-/Elektronikhandel eine künftige weitere Erhöhung des Konzentrationsgrades. (Grafik: RegioData) Die Top 3 in der Elektrobranche erwirtschaften gemeinsam fast 70% des Branchenumsatzes. RegioData erwartet im Elektro-/Elektronikhandel eine künftige weitere Erhöhung des Konzentrationsgrades. (Grafik: RegioData)

Wie eine aktuelle RegioData-Analyse zeigt, bauten in den letzten Jahren die Top-Filialisten in fast allen Branchen ihre Marktanteile aus und verdrängten schwächere Unternehmen. Allen voran im Lebensmittelhandel und bei Drogerien/Parfümerien. Im Sportartikel- und Möbelhandel ist die Situation gegenläufig. Eine künftige weitere Erhöhung des Konzentrationsgrades erwartet RegioData vor allem im Elektro-/Elektronikhandel.

Im Lebensmitteleinzelhandel ist – sowohl durch Übernahmen, als auch durch eigene Expansion – der Konzentrationsgrad in den letzten Jahren stetig gestiegen und nun im Branchenvergleich deutlich am höchsten, wie RegioData festhält. International gesehen werden nur in Finnland, Norwegen und Schweden ähnliche Konzentrationsgrade gemessen. „REWE, Spar und Hofer bedienen mit knapp 84% Marktanteil eine ausgesprochen große Konsumentenmenge, weshalb sie für ihre Lieferanten unverzichtbar geworden und aus dem heutigen Markt nicht mehr wegzudenken sind“, sagt RegioData. REWE hat österreichweit die meisten Standorte. Die davon umsatz- und flächenstärksten Filialen befinden sich in Wien. Die größten und umsatzkräftigsten Spar-Standorte sind hingegen in Oberösterreich und Westösterreich beheimatet. Bei Betrachtung der Produktivität im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel brilliert Hofer mit über 9.500 Euro Umsatz pro m² Verkaufsfläche, das ist um mehr als 50% mehr als der Branchendurchschnitt. RegioData fasst zusammen: „Der stationäre Lebensmittelhandel weist eine beispiellos hohe Konzentration auf. Erreichten 2005 noch die Top 5 einen Marktanteil von 88%, haben sie heute bereits knapp 95%, das heißt, alle anderen müssen sich mit den verbleiben den 5% bescheiden.“ 

Top 5 über 70% Marktanteil

In sechs von neun Branchen liegt die Marktkonzentration der Top-5-Anbieter laut jüngster Branchenerhebungen bei über 70%. „Das zeigt, dass der Markt bereits zu einem hohen Teil ausgeschöpft ist“, sagt RegioData. „Und auch wenn Wachstum in Form von Übernahmen oder Expansionen in dieser Marktsituation kaum noch für möglich gehalten wird, wachsen einzelne Marktteilnehmer organisch weiter und gewinnen so noch mehr an Dominanz.“ 

Im Zeitverlauf wurde ersichtlich, dass der Konzentrationsgrad jedoch nicht generell steigt, sondern es branchenspezifische Unterschiede gibt. Zwei Branchen, in der sich der Konzentrationsgrad vermutlich zukünftig weiter erhöhen wird, sind Baumärkte und der Elektro-/Elektronikhandel. Beide Branchen hatten schon in den letzten Jahren die rasanteste Steigung hingelegt. Demgegenüber stagniert (auf sehr hohem Niveau) der Konzentrationsgrad im Lebensmittel- sowie Drogerie- und Parfümeriehandel. Im Möbel- und Bekleidungshandel sinkt er sogar leicht. RegioData bringt es auf den Punkt: „In den meisten Branchen liegt die Marktkonzentration der fünf größten Marktteilnehmer bereits bei über 70%. Ausnahmen sind nur der Bekleidungshandel und der Schuhhandel.

Eine künftige weitere Erhöhung des Konzentrationsgrades ist vor allem in der Baumarktbranche und im Elektro-/Elektronikhandel zu erwarten.“ 

Angespannte Lage bei Textilien 

Im Bekleidungshandel können die Top 3 Marken H&M (inkl. COS), C&A und Peek&Cloppenburg nicht einmal ein Drittel des Umsatzes auf sich vereinen. Selbst wenn man die Viert- und Fünftplatzierten KiK und Kastner&Öhler hinzuzählt, sind es nur 34,2% Marktanteil, welche diese fünf stärksten Marktteilnehmer für sich verbuchen können. „Und die Zahlen werden sich auch nur wenig verändern“, sagt RegioData, laut dem dies mehrere Gründe hat: „Zum einen müssen sich die Bekleidungshändler den Markt mit vielmehr Mitstreitern teilen als in anderen Branchen. Immer wieder kommen neue Vertriebslinien auf den Markt, die neue und häufige Umsatzverteilungen in Gang setzen. Es ist zwar noch Wachstum einzelner Marktteilnehmer vorhanden, doch in den meisten Fällen handelt es sich lediglich um Verschiebungen. Hinzu kommt, dass in dieser Branche zusammengehörende Gruppen, wie wir sie z.B. im Lebensmittel- und Sportartikelhandel kennen, kaum vertreten sind. Das heißt, es treten sehr viele Vertriebslinien als Einzelkämpfer gegeneinander an, die alleine natürlich geringere Marktanteile haben als große Gruppen mit mehreren, zusammengehörenden Vertriebslinien.“

Des Weiteren verringere sich der Konzentrationsgrad aufgrund der zunehmenden Anzahl an reinen Internetunternehmen wie Amazon und Zalando. Aktuell werden bereits über 20% der Einkäufe von Bekleidung online getätigt, was bedeutet, dass bereits jeder fünfte Artikel online eingekauft wird. „Während sich der Handel via Internet gut entwickelt, befinden sich die Verkaufsflächen im stationären Bekleidungseinzelhandel auf einem deutlichen und kontinuierlichen Sinkflug. In den letzten Jahren haben sich Bekleidungsfilialisten immer wieder aus großflächigen Toplagen zurückgezogen und so den Markt bereinigt“, sagt RegioData, und zusammengefasst: „Die marktführenden stationären Bekleidungs- und Schuhhändler weisen die mit Abstand geringste Konzentration auf. Einerseits bestehen im Bekleidungs- und Schuhhandel sehr viele, an die jeweiligen Zielgruppen angepasste Betriebstypen, und anderserseits schwächeln auch einige Marktführer. Zusätzliche, erschwerende Bedingungen sind der stark anwachsende Online-Einkauf, der zu Umsatzrückgängen im stationären Handel führt und kaum Wachstum zulässt.“ 

Spannungen am Markt 

Österreichs Einzelhandel hat seit vielen Jahren eine sehr hohe Marktkonzentration. Dasbedeutet, dass ein immer größer werdender Einzelhandelsumsatz von einer immer geringer werdenden Anzahl von Handelsunternehmen erwirtschaftet wird. Ausschlaggebend dafür ist laut RegioData einerseits, dass es sich bei Österreich um ein kleines Land handelt und es hier schnell möglich ist, ein landesweites Filialnetz zu errichten und andererseits, dass sich deutsche Großkonzerne aufgrund der räumlichen und kulturellen Nähe hierzulande gerne niederlassen. „Eine hohe Marktkonzentration hat natürlich Konsequenzen, auch für die Markenartikelhersteller“, sagt RegioData. „Wenn etwa ein neues Produkt bei REWE und/oder Spar nicht gelistet wird, hat es wohl kaum Chancen, in Österreich erfolgreich zu sein. Andererseits entstehen durch Oligopole auch immer wieder Chancen für Nischenanbieter. Im Lebensmittelhandel etwa für Ethnogeschäfte oder Biosupermärkte.“ RegioData fasst zusammen: „Österreich ist seit vielen Jahren ein Land sehr hoher Marktkonzentration im Einzelhandel. Selbst im internationalen Vergleich kann es beachtliche Konzentrationsgrade vorweisen, die sonst nur in Skandinavien erreicht werden. Die Rolle des Einzelhandels und die dabei entstandene Machtstellung ist bereits so groß, dass sie sowohl Hersteller als auch kleinere Handelsbetriebe ordentlich ins Schwitzen bringt.“

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