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Freitag, 26. April 2024
Von Wendepunkten und großen Irrtümern

Ist’s echt soweit?

Hausgeräte | Stefanie Bruckbauer | 16.09.2018 | |  Archiv
Immer wieder hieß es, das Smart Home sei längst Realität. Dabei wurde lediglich alles vernetzt was einen Stecker hatte, was vor allem bei den Kleingeräten teils seltsame Auswüchse hatte - ich denke da zB an den vernetzten Toaster von Griffin. (Bild: Griffin) Immer wieder hieß es, das Smart Home sei längst Realität. Dabei wurde lediglich alles vernetzt was einen Stecker hatte, was vor allem bei den Kleingeräten teils seltsame Auswüchse hatte - ich denke da zB an den vernetzten Toaster von Griffin. (Bild: Griffin)

Nun soll es endlich soweit sein. Dank Sprachassistenten und künstlicher Intelligenzen ist das Zeitalter des vernetzten Heims angebrochen, wie Experten jetzt nach der IFA 2018 sagen. Solche Töne hörte man allerdings auch schon öfter in den letzten Jahren ...

Immer wieder hieß es, das Smart Home sei längst Realität. Dabei wurde lediglich alles vernetzt was einen Stecker hatte, was vor allem bei den Kleingeräten teils seltsame Auswüchse hatte – ich denke da zB an den vernetzten Toaster von Griffin. Auch die vernetzte Kaffeemaschine hat sich nicht durchgesetzt. Denn, es ist zwar ganz nett sich am Tablet durch die Bedienungsanleitung zu scrollen, individuelle Kaffeespezialitäten am Bildschirm zu kreieren, bunte Bildchen hinzuzufügen und der Maschine die Namen aller Benutzer beizubringen, letztendlich beschäftigt man sich mit diesen Spielerein aber nur in den ersten Wochen. Danach geht man wieder dazu über, die Kaffeemaschinen direkt am Gerät zu bedienen, bevor man das Tablet suchen geht. Schließlich muss man das Wasser ja auch noch selbst einfüllen und die Tasse händisch unter dem Auslauf platzieren. 

Nun sind wir aber offenbar an dem Punkt angekommen, an dem sich die Hersteller wirklich auf einen möglichen Nutzen vernetzter Anwendungen konzentrieren und dabei gibt durchaus gute Ansätze, wie ich finde. Ob es sich um vernetzte Kühlgeräte handelt, mit denen ua. das Problem lästiger Doppeleinkäufe entfällt, weil ein Blick auf das mobile Endgerät im Supermarkt zeigt, was im eigenen Kühlschrank vorhanden ist bzw. was noch eingekauft werden muss. Und auch vernetzte Backöfen und Dampfgarer bieten einen großen Mehrwert. Denn, Inspiration zum Kochen holen sich heute viele aus einem der vielen Online-Rezeptportale oder über die App ihrer WLAN-fähigen Einbaugeräte. Dann muss nur noch ein Rezept ausgewählt werden. Die App schickt anschließend alle Details, wie Geräte- und Temperatureinstellungen an den Backofen oder Dampfgarer, die dann automatisch richtig voreingestellt werden. Bei smarten Geräten mit integrierter Kamera kann man die Garprozesse darüber hinaus noch in Echtzeit beobachten – egal wo man ist.

Es ist wirklich toll zu sehen, was schon alles möglich ist. Ich glaube allerdings, dass der Punkt, an dem Otto-Normal-Konsument jubelnd losrennt und sein Heim komplett vernetzt, noch nicht erreicht ist. Ich selbst bin auch noch nicht restlos überzeugt. Nicht überall ist der Mehrwert ersichtlich und dann sind dann noch diese Sorgen, dass das smarte Heim gehackt und fremdgesteuert werden könnte bzw. dass die Datensicherheit doch noch nicht ganz lückenlos funktioniert. Ein weiterer Hemmschuh sind die immer noch zahlreichen Insellösungen … Nicht falsch verstehen, wie gesagt, finde ich faszinierend, was schon alles möglich ist, aber eher in der Art, wie ich CERN in der Schweiz faszinierend finde – und einen Teilchenbeschleuniger stelle ich mir deswegen ja auch nicht gleich in den Keller. 

IFA Veranstalter gfu und der Digitalverband Bitkom sind da anderer Meinung. Sie sind überzeugt, dass wir kurz vor dem Durchbruch stehen und Smart Home Anwendungen jetzt den Massenmarkt erobern. Ich bin mir da noch nicht so sicher, wie gesagt. Zu oft wurde in den letzten zehn Jahren gesagt, dass es soweit ist … Aber vielleicht irre ich mich ja auch. Es gab ja schon einige große Irrtümer in der Geschichte der Elektro- und Elektronikwelt. Ob IBM-Chef J. Watson Senior, der 1943 sagte: „Ich denke, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt.“ Oder ein Manager von Sharp Associations, der 1979 überzeugt war: „E-Mails sind ein absolut unverkaufbares Produkt.“ Auch Lee De Forest, Wegbegleiter des Elektronikzeitalters, verschätzte sich maßlos, als er sagte: „Auf das Fernsehen sollten wir keine Träume vergeuden, weil es sich einfach nicht finanzieren lässt.“ So wie Rutherford B. Hayes (US-Präsident 1877 bis 1881), der meines Erachtens einem der größten Irrtümer erlag, als er über das Telefon sagte: „Eine erstaunliche Erfindung. Aber wer sollte sie jemals benutzen wollen“ ….

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