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Freitag, 29. März 2024
Steuerpiraten gehen "Offshore"

Walisische Stadt kopiert Steuertricks internationaler Konzerne

Hintergrund | Dominik Schebach | 16.11.2015 | |  Archiv
Die walisischen Steuerpiraten von Crickhovell wollen gleiches Recht für alle. Entweder zahlt jeder seine Steuern, oder keiner. (Foto: pixelio.de/Markus Weber) Die walisischen Steuerpiraten von Crickhovell wollen gleiches Recht für alle. Entweder zahlt jeder seine Steuern, oder keiner. (Foto: pixelio.de/Markus Weber)

Crickhowell ist ein Name, den man sich merken sollte. Denn die lokalen Händler der kleinen walisischen Stadt machen es nun in einem Akt unternehmerischer Notwehr den großen internationalen Konzernen gleich und wollen dieselben Steuerschlupflöcher ausnutzen wie diese. In einer Dokumentation der BBC starteten die Geschäftsleute des Ortes ein „Steuerexperiment“, um ihre Abgabenlast zu senken.

Für ihre Aktion will eine Gruppe von Geschäftsleuten aus Crickhowell ihr Business gleich dem Beispiel von Starbucks, Amazon und Co in eine steuersparende internationale Gesellschaft umwandeln und in einer Steueroase anmelden.  Der Gedanke hinter der Aktion wird von Jo Carthew, der Betreiberin des lokalen Cafés, so beschrieben: „Bisher standen diese komplizierten Offshore-Tricks augenscheinlich nur großen internationalen Unternehmen offen, die sich die Anwaltsgebühren leisten können. Aber wir haben unsere Köpfe zusammengesteckt, um es ihnen nachzumachen– und es ist ,jolly clever‘“, wie sie gegenüber der BBC erklärte.

Gemeinsam mit dem Besitzer eines Outdoor-Shops, einer Bücherei, sowie einer Lachs-Räucherei erforscht sie nun – begleitet von der BBC – in den Steuerparadiesen Isle of Man und Amsterdam die Möglichkeiten der Großkonzerne. Fairerweise muss man sagen, dass das Projekt von der BBC eingefädelt wurde, die auch den rechtlichen Beistand stellt. Auf Crickhowell kamen die Produzenten, nachddem die Händler des Ortes gemeinsam eine Immobilie aufgekauft hatten und damit verhinderten, dass sich eine internationale Supermarktkette im Ort niederlässt. Zuvor hatten die Händler zweier anderer Kleinstädte die Teilnahme an dem BBC-Projekt abgelehnt.

Not amused

Die Steuerbehörde ihrer Majestät ist klarerweise nicht besonders begeistert und verweist darauf, dass viele der Steuerschlupflöcher für Starbucks und anderen Konzernen bereits geschlossen werden. Doch das hält die Steuerrebellen nicht von ihrer Quest ab. Schließlich könne man davon ausgehen, dass internationale Konzerne, die in Konkurrenz zu den lokalen Händlern stehen, ihre Steuerlast weiterhin kreativ verringern werden.

Den Walisern gehe es daher weniger darum, keine Steuern zu zahlen, sondern um gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Teilnehmer – groß und klein – zu schaffen. Sprich, sie wollen gleiches Recht für alle. „Entweder wir zahlen alle Steuern, oder keiner von uns tut es“, ist dementsprechend der Slogan der parallel laufenden Aktion „Fair Tax Town“.

Die Ergebnisse des Steuerexperiments werden in der BBC Dokumentation „The Town, That Went Offshore“ gezeigt.

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