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Donnerstag, 25. April 2024
Multimedia-Kommentar E&W 10/2017

Vorführ-, Knall- und sonstige Effekte

Multimedia | Wolfgang Schalko | 15.10.2017 | |  Archiv

Jahr für Jahr stellt sich auf bzw. nach der IFA die Frage nach dem oder den alles andere in den Schatten weisenden Messehighlights, und (fast) jedes Mal ist sie gleich schwierig zu beantworten.

Wesentlich leichter fällt es, die Publikumsmagneten auszumachen: Hier rangiert heuer ganz klar das Smartphone vor dem Fernseher, wobei beide Produktgruppen in Berlin unglaubliche Besuchermassen anlockten – wenngleich es scheinbar ausreichte, bloß irgendetwas Smartphone-Artiges am Messestand zu haben, um sich über ein „volles Haus“ freuen zu dürfen. Wo man diesmal definitiv nicht herumkam, waren Alexa & Co. – so wie es heuer für jedes Audio-Unternehmen, das halbwegs etwas auf sich hält, obligatorisch war, einen „echt kabellosen“ (True Wireless) InEar-Kopfhörer zu präsentieren, bestand die Pflichtübung für sämtliche UE-Granden darin, irgendetwas mit integrierter Sprachsteuerung vorzuführen (ein Trend, der übrigens auch vor zig kleineren Unternehmen nicht Halt machte). Beeindruckender Weise reichte dafür etlichen Herstellern ein Software-Update bestehender Produkte aus (was zugleich die mittlerweile erreichte Leistungsstärke der Produkte unterstrich).

Unabhängig davon, ob es sich nun um neu entwickelte oder bloß „getunte“ Produkte handelte, war heuer vermehrt der berühmte „Vorführführeffekt“ festzustellen: Nur allzu oft wollten die Sprachassistenten (eigentlich ja –innen) selbst den im deutlichsten Hochdeutsch gegebenen Kommandos partout nicht gehorchen. Weil es mit der künstlichen Intelligenz (und damit dem bewussten Verweigern) wohl noch nicht so weit her ist, konnte man also getrost von schlichtem Nicht- bzw Nicht-wie-gewünscht-Funktionieren des Features ausgehen. Was auf der Messe höchstens Zeit und Nerven raubte, kann beim Vorführen im Geschäft allerdings den Kunden kosten… Fairerweise muss man sagen, dass die Technologie noch in den Kinderschuhen steckt und viele Produkte bis zur tatsächlichen Auslieferung noch eine eindringliche Feinjustierung erhalten, aber trotzdem: aufgefallen ist aufgefallen, und damit war ich wohl nicht alleine…

Das ganze Thema Sprachsteuerung wirkt generell noch etwas kantig und unausgegoren, weil – zumindest für mich – die richtigen und durchschlagenden Anwenungen (Stichwort „Killer-Applikation“) fehlen. Einem Lautsprecher etwas zu sagen, nur weil man zu faul für einen (vermutlich wesentlich schneller ausführbaren) Tastendruck ist, halte ich weder für sinnvoll noch für ein Verkaufsargument. Spannend wird es allerdings dort, wo der Sprachbefehl einfach die sicherste Art der Eingabe ist – zB zur Adresssuche im Navi während des Autofahrens – oder die Aufgaben etwas komplexer werden: Ersetzt das bloße Aussprechen eines Begriffs beispielsweise das langwierige Durchsuchen der Bedienungsanleitung, führt das definitiv zu einem Zeitgewinn. Ähnliches gilt auch für das Sortieren von Sendern oder Erstellen von Programmlisten am TV-Gerät. Auch wenn der Knalleffekt also noch auf sich warten lässt, kann man sich bis dahin zumindest mit einem trösten: Bei Kunden- oder Verwandtschafts-Fragen á la „Wo/Was muss ich denn da drücken?“ lässt sich nun getrost auf den Rat von Alexa & Co. verweisen.

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