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Freitag, 26. April 2024
Sogar Schließung des Elektronikriesen denkbar

Toshiba in schweren Turbulenzen

Hintergrund | Wolfgang Schalko | 13.04.2017 | |  Archiv
Ob und wie es mit Toshiba und seinen rund 190.000 Beschäftigten weitergehen wird, steht angesichts der milliardenschweren Verluste in den Sternen. (Fo: Reuters)
Ob und wie es mit Toshiba und seinen rund 190.000 Beschäftigten weitergehen wird, steht angesichts der milliardenschweren Verluste in den Sternen. (Fo: Reuters)

Toshiba, eines der einstigen Aushängeschilder japanischer Elektronik-Fertigung und Spitzentechnologie, steht am Abgrund: Nachdem der Konzern zuletzt bereits von einem weitläufigen Bilanzskandal erschüttert und von radikalen Sanierungsmaßnahmen gebeutelt wurde, sorgt nun die kriselnde Atomkraft-Sparte für eine „Horror-Bilanz” von -4,7 Mrd. Euro (!!) für die ersten drei Quartale des bis 31. März gelaufenen Geschäftsjahres.

„Es gibt schwerwiegende Ereignisse und Umstände, die erheblich an der Fähigkeit des Konzern zweifeln lassen, so als Unternehmen fortzubestehen„, teilte Toshiba am Dienstag bei der Vorlage der Zahlen von April bis Dezember mit. Für die ersten drei Quartale des bis 31. März gelaufenen Geschäftsjahres stand ein massiver Verlust in Höhe von 552 Mrd. Yen (4,7 Mrd. Euro) zu Buche. Und es könnte noch wesentlich schlimmer kommen: Für das gesamte letzte Geschäftsjahr rechnen Insider mit an die 9 Mrd. Euro Verlust – was der bisher höchste Verlust eines japanischen Herstellers wäre.
Dazu kommt, dass Toshiba die Veröffentlichung der Bilanz mit der milliardenschweren Lücke bereits zweimal verschoben hatte, weshalb die nun vorgelegten Zahlen ohne Absegnung durch Wirtschaftsprüfer präsentiert wurden – ein in Japan beispielloser Schritt, mit dem Toshiba riskiert von der Börse genommen zu werden. In die Bredouille schlitterte das Firmenkonglomerat, das mit seinen fast 190.000 Beschäftigten auch Laptops, Industrieanlagen, Aufzüge uvm. herstellt, aufgrund von massiven Schwierigkeiten bei der US-Tochter Westinghouse, die Atomkraftwerke baut und mittlerweile in die Insolvenz geschickt wurde.

Zu seiner Rettung will der Konzern sein Tafelsilber, die Chip-Sparte, verkaufen. Wenngleich über die Höhe der Gebote in Insiderkreisen Uneinigkeit herrscht, so dürfte dabei für Toshiba auf jeden Fall mehr herausspringen als zunächst erhofft: Rund 25 Mrd. Euro soll der taiwanesische Elektronik-und Computerteile-Hersteller Foxconn zu zahlen bereit sein, gut 21 Mrd. Euro der US-Chiphersteller Broadcom.
Die Offerte zweier weiterer Interessenten, SK Hynix aus Südkorea und Western Digital aus den USA, sollen deutlich darunter liegen. Dies sollen jedoch die vier Unternehmen sein, die Toshiba für die zweite Angebots-Runde ausgewählt habe. Allerdings macht Western Digital in der Sache offenbar Druck, indem der US-Festplatten-Spezialist exklusive Verhandlungsrechte fordert. Begründet wird dies damit, dass die geplante Abspaltung des Chip-Geschäfts ein „sehr ernsthafter Verstoß gegen Joint-Venture-Vereinbarungen“ – eine Anspielung auf die gemeinsam mit Toshiba betriebene Chip-Fabrik in Japan.

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