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Donnerstag, 28. März 2024
ElektroG: DUH fordert Umsetzung der Rücknahmepflicht im Handel und mehr Kontrollen

Das nicht enden wollende Elektroschrott-Problem

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 01.08.2018 | |  Archiv
„Jedes Jahr landen hunderttausende Tonnen schrottreife Elektrogeräte im Restmüll oder vergiften die Umwelt“, prangert die Deutsche Umwelthilfe an. Viele würden von Deutschland aus illegal nach Afrika verfrachtet, wo sie dann auf riesigen Müllhalden enden. Dabei gilt in Deutschland seit zwei Jahren eine Rücknahmepflicht für alte Elektrogeräte. „Doch die Landes- und Bundespolitik interessiert das nicht“, sagt die DUH und ergänzt: „Die Händler auch nicht.“ (Bild: DUH) „Jedes Jahr landen hunderttausende Tonnen schrottreife Elektrogeräte im Restmüll oder vergiften die Umwelt“, prangert die Deutsche Umwelthilfe an. Viele würden von Deutschland aus illegal nach Afrika verfrachtet, wo sie dann auf riesigen Müllhalden enden. Dabei gilt in Deutschland seit zwei Jahren eine Rücknahmepflicht für alte Elektrogeräte. „Doch die Landes- und Bundespolitik interessiert das nicht“, sagt die DUH und ergänzt: „Die Händler auch nicht.“ (Bild: DUH)

Die Deutsche Umwelthilfe lässt wieder Mal aufhorchen. Dieses Mal prangert die DUH an, dass hunderttausende Tonnen Elektroschrott jährlich im Restmüll landen oder die Umwelt in Afrika vergiften und das deswegen, weil bei unseren Nachbarn Landes- und Bundespolitik Gesetze nicht durchsetzen würden. Um diese Entwicklung zu stoppen, stellt die Deutsche Umwelthilfe nun einige Forderungen - auch an den Handel - in den Raum.

Im Grunde gehören alte Elektrogeräte, wie Smartphones, Kühlschränke, Fernseher oder Radios, auch in Deutschland auf den Wertstoffhof oder sollten bei Händlern für eine Wiederverwendung bzw. ein Recycling abgegeben werden. Doch es gibt Lücken im Recyclingkreislauf, wie die Deutsche Umwelthilfe feststellt: „Kriminelle fangen Geräte illegal ab, Händler erschweren Verbrauchern die reguläre Rückgabe in Geschäften und kommunale Wertstoffhöfe gibt es in einigen Landkreisen überhaupt nicht mehr. Das Ergebnis: Pro Jahr werden schätzungsweise 400.000 Tonnen Elektroschrott aus Deutschland illegal exportiert. Ein Großteil davon geht nach Afrika. Dort führt deren illegale Entsorgung zu verseuchten Landschaften, kranken Menschen und unwürdigen Arbeitsbedingungen.“

Forderung

Um diese Entwicklung zu stoppen, fordert die Deutsche Umwelthilfe von Handelsunternehmen eine verbraucherfreundliche Umsetzung gesetzlicher Pflichten zur Rücknahme ausgedienter Elektrogeräte, Kontrollen zur Einhaltung durch die Bundesländer und mehr Zollkontrollen beim Export von Geräten ins Ausland.

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, kritisiert: „In Deutschland werden mittlerweile knapp zwei Millionen Tonnen Elektrogeräte pro Jahr in Verkehr gebracht. 2016 wurden aber nur etwa 700.000 Tonnen ordnungsgemäß erfasst und recycelt. Das liegt ua. an den nicht ausreichenden Rücknahmebemühungen der Vertreiber. Diese haben in 2016 trotz einer gesetzlichen Verpflichtung nur rund 70.000 Tonnen Elektroschrott zurückgenommen. In der Konsequenz befördert die Verweigerungshaltung des Handels auch den illegalen Export von Elektrogeräten nach Afrika.“ Wie Resch weiter ausführt, hätten aktuelle Testbesuche der DUH im Handel massive Rechtsverstöße bei Apple, Hagebau, Kaufland und Co ergeben. Resch fordert die Bundesländer dazu auf, endlich Kontrollen durchzuführen und bei Verstößen konsequent Bußgelder zu verhängen.

Welche katastrophalen Folgen die illegale Entsorgung von Elektroschrott im Ausland hat, sollder Dokumentarfilm „Welcome to Sodom – Dein Smartphone ist schon hier“ aufzeigen, der am 2. August 2018 in Deutschland bundesweit in die Kinos kommt. Er dokumentiert eine der, wie die DUH sagt, größten Müllhalden im Ausland: Agbogbloshie in Ghana. „Es erschlägt einen alles, wenn man Agbogbloshie betritt. Der Lärm, die Arbeitsbedingungen, der Dreck, man hat ständig einen metallischen Geschmack im Mund, man hat keinerlei Orientierung auf diesem endlosen Areal“, erzählen die Regisseure Christian Krönes und Florian Weigensamer. „Die ankommenden Container sind voller Bildschirme und Computer, keiner kann kontrollieren, was davon funktionsfähig, was davon nicht mehr verwendbar ist. Es ist eine sehr billige Weise, das Zeug loszuwerden. Eine fachgerechte Entsorgung in Europa wäre um ein Vielfaches teurer.“

Wie der Untertitel des Films bereits andeutet, seien gerade Smartphones ein besonderes Umweltproblem. „Jedes Jahr wandern in Deutschland etwa 24 Millionen neue Smartphones über die Ladentheke. Gleichzeitig lagern etwa 124 Millionen alte Mobiltelefone ungenutzt in unseren Schubladen. Dabei lässt sich mit jedem einzelnen korrekt gesammelten Handy der umweltschädliche Ressourcenabbau reduzieren, das Klima entlasten und der illegale Export verhindern“, so die DUH.

„Im Elektrogesetz werden Mindestanforderungen für die Verbringung von Elektrogeräten ins Ausland vorgegeben. Deren Funktionstauglichkeit und eine sichere Verpackung müssen nachgewiesen werden. Das Problem ist nur, dass es kaum überprüft wird. Der Zoll muss endlich wirksame Kontrollen durchführen und kriminellen Händlern so das Handwerk legen. Die gesetzlichen Voraussetzungen sind da. Aber sie müssen auch umgesetzt werden“, kritisiert Philipp Sommer, Stellvertretender Leiter der DUH-Kreislaufwirtschaft.

ElektroG in Deutschland – Rücknahmeverpflichtung wird boykottiert

Seit Juli 2016 können Verbraucher auch in Deutschland alte Elektrogeräte kostenlos bei Händlern zurückgeben, die Elektrogeräte auf einer Fläche von mindestens 400 m² verkaufen – bei Onlinehändlern gilt die Versand- und Lagerfläche. Wo die alten Geräte ursprünglich gekauft wurden, spielt für die Abgabe keine Rolle. Bei Kleingeräten unter 25 cm ist die Rückgabe von bis zu fünf Geräten pro Geräteart nicht an den Kauf eines Gerätes gebunden. Ein Verstoß gegen diese Rücknahmepflicht nach dem Elektro- und Elektronikgerätegesetz kann ein Bußgeld von bis zu 100.000 Euro nach sich ziehen.

Wie die DUH feststellte, würden allerdings große Teile des deutschen Handels die Rücknahmeverpflichtung nach wie vor boykottieren und Regelungen überhaupt nicht oder nur ungenügend umsetzen. „Dies zeigen unsere (Anm.: oben erwähnten) Testbesuche im ersten Halbjahr 2018 in insgesamt 52 Filialen großer Handelsketten. Bei rund einem Drittel der stationären Händler konnten Elektrokleingeräte nicht oder nur nach mehrmaligem Nachfragen abgegeben werden. Ua. schnitten Filialen namhafter Unternehmen wie Apple, Hellweg, Sconto, Poco, Hagebau und Hornbach besonders schlecht ab. Aber auch Unternehmen, die korrekt gesetzliche Mindeststandards umsetzen, erschweren die Rückgabe durch umständliche Anfragen beim Kundendienst oder versteckte Informationen“, berichtet die Deutsche Umwelthilfe.

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