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Donnerstag, 28. März 2024
Das Ende eines bedeutenden Kapitels

Der allerletzte Otto-Katalog

Hintergrund | Stefanie Bruckbauer | 01.02.2019 | |  Archiv

Anfang des Jahres ging der seit Generationen bekannte Otto-Katalog auf seine allerletzte Reise. Bis in den Sommer können Katalogfans noch aus der rund 600 Seiten starken Printausgabe bestellen, dann heißt es (wie auch am Katalogdeckel zu lesen ist): „Ich bin dann mal App“. Soll heißen: Die gedruckte Version wird eingestellt. Damit hat Otto die Wandlung vom Versandhändler zum Online Pure Player zu 100% vollzogen - und schlägt ein bedeutendes Kapitel seiner Geschichte zu.

Der allererste Otto-Katalog erschien im Jahr 1949.  Er war noch handgebunden und hatte gerade mal eine Startauflage von 300 Stück. Auf 14 Seiten mit eingeklebten Fotos wurden 28 Paar Schuhe präsentiert. Unter dem Motto „Vertrauen gegen Vertrauen“ führt Otto nach eigenem Bekunden als erster Versandhändler damals den Kauf auf Rechnung ein.

Zwei Jahre später wurde der erste Katalog gedruckt – in einer Auflage von 1500 Stück. Innerhalb von zehn Jahren entstand aus dem Versandhandel mit 28 Schuhen im Angebot ein Unternehmen mit 1.000 Mitarbeitern und einem jährlichen Umsatz von 100 Millionen D-Mark.

In Österreich erschien der erste Otto-Katalog im Jahr 1993. Vor allem in den ländlichen Regionen, wo es damals noch nicht so viele Fachmarktzentren gab, war das eine Befreiung für die Leute, wie Harald Gutschi, Geschäftsführer der heimischen Unito-Gruppe, zu der auch die Marke Otto gehört, sagt: „Es war quasi die Demokratisierung von Luxus.“

1997 wurde der Katalog erstmals parallel komplett ins Internet gestellt. Das Onlinegeschäft machte bei Otto zu dem Zeitpunkt gut 7% vom Gesamtumsatz aus. Zu Spitzenzeiten, in den Jahren 2004 und 2005, war der Ottokatalog hierzulande 1.250 Seiten dick und hatte und eine Auflage von 1,2 Millionen Stück. Seitdem ging es bergab mit dem Druckwerk.

Zuletzt macht das Kataloggeschäft nur mehr rund 2% vom Gesamtumsatz aus – Tendenz fallend. In den letzten fünf Jahren seien damit jeweils um 20% bis 30% geringere Erlöse erzielt worden. „Es ist ein Wunder, dass sich der Katalog bis 2019 gehalten hat“, so Harald Gutschi.

Der letzte Weg

Nun fand also der allerletzte Otto-Katalog den Weg in die österreichischen Haushalte, danach gibt es keine gedruckte Version mehr, sondern nur mehr die App und den Onlineshop. Die Kunden hätten den Katalog sukzessive selbst abgeschafft, weil sie ihn immer weniger nutzten und schon längst auf die digitalen Angebote von Otto zugreifen, meinte Gutschi. Bei Otto-Online sind aktuell eine Million Produkte erhältlich – im letzten Katalog sind es gerade Mal 10.000. Der Kunde wünscht nach einer immer größeren Auswahl, im Netz kann und wird man diesem Wunsch nachkommen: Otto plant das Sortiment künftig auf 5 Millionen Produkte auszuweiten. Die App wachse so gigantisch, wie Gutschi erläutert. Erfreut ist der GF auch über die hohe Verweildauer der App-Kunden sowie über das durchschnittliche Bestellvolumen von fast 300 Euro. Nachdem das Onlinebusiness so boomt soll das Angebot für Kunden weiter optimiert werden. Neue Produktgruppen sollen ua. dazukommen, nähere Details zu den Plänen verrät Gutschi allerdings nicht.

 

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